Die National Football League (NFL) ist bekannt für ihre Komplexität sowohl auf als auch abseits des Spielfelds. Eine Besonderheit, die im Management von Kadern eine zentrale Rolle spielt, ist der sogenannte “Franchise Tag”. Dieses Instrument ermöglicht es Teams, einen unabdingbaren Spieler im Kader zu halten, selbst wenn dessen Vertrag ausläuft. Diese kurze Einführung legt den Grundstein für ein tieferes Verständnis des Franchise Tags, seiner verschiedenen Ausprägungen und der damit verbundenen Regeln.
Hintergrundinformationen zum Franchise tag
Der Franchise Tag entstand aus dem Bedürfnis heraus, eine Balance zwischen den Interessen der Spieler und der Teams zu schaffen. Spieler streben nach langfristigen Verträgen, die Sicherheit und finanzielle Stabilität bieten, während Teams manchmal zögern, sich langfristig zu binden, besonders bei Unsicherheiten bezüglich Leistung oder Verletzungsanfälligkeit eines Spielers. Hier bietet der Franchise Tag eine Lösung, indem er den Teams erlaubt, einen Schlüsselspieler für ein weiteres Jahr zu binden, ohne sich auf einen langfristigen Vertrag festlegen zu müssen. Im Gegenzug erhält der Spieler eine beträchtliche Vergütung.
Die verschiedenen Arten der Franchise Tags
Es gibt hauptsächlich zwei Arten von Franchise Tags, die in der NFL Anwendung finden:
Exclusive Franchise Tag: Dieser Franchise Tag gewährt dem Spieler ein Gehalt, das dem Durchschnitt der fünf höchsten Jahresgehälter seiner Position an einem zuvor bestimmten Tag im April der jeweiligen Saison, oder 120 % seines Vorjahresgehalts entspricht – je nachdem, welcher Wert höher ist. Wichtig ist, dass ein mit dem Exclusive Tag versehener Spieler nicht mit anderen Teams verhandeln darf.
Non-Exclusive Franchise Tag: Das Gehalt des Spielers basiert hier entweder auf dem Durchschnitt der fünf höchsten Jahresgehälter auf seiner Position der letzten fünf Jahre, angepasst an die aktuellen Gehaltsobergrenze, oder es entspricht 120 % seines Vorjahresgehaltes – je nachdem, welcher Betrag höher ist. Ein weiterer Unterschied zum Exclusive Franchise Tag besteht darin, dass der Spieler die Möglichkeit hat, Angebote von anderen Teams zu erhalten. Das ursprüngliche Team hat das Recht, jedes Angebot zu gleichen oder zwei Erstrunden-Draft-Picks als Kompensation zu erhalten, falls sie sich entscheiden, den Spieler ziehen zu lassen.
Interessanterweise kann ein Team den Franchise Tag gleich dreimal in Folge für denselben Spieler verwenden. Dies führt allerdings zu einer massiven Erhöhung seines Gehaltes. Wird ein Spieler zum zweiten Mal in Folge mit einem Franchise Tag versehen, liegt sein Gehalt bei 120 % seines Vorjahresgehalts. Beim dritten Mal erhält er 144 % seines Vorjahresgehalts oder den Durchschnitt der fünf bestbezahlten Spieler der bestbezahlten Position an einem zuvor bestimmten Tag im April der jeweiligen Saison – auch hier erhält der Spieler den höheren Betrag.
Weitere Regeln in Bezug auf Franchise Tags
Der Franchise Tag ist nicht nur ein mächtiges Instrument für NFL-Teams, um Schlüsselspieler zu halten, sondern bringt auch ein komplexes Regelwerk mit spezifischen Richtlinien mit sich. Eine der wesentlichen Regelungen ist, dass jedes Team pro Saison nur einen Franchise Tag verwenden darf. Dies unterstreicht die Bedeutung und den strategischen Wert des Tags, da die Entscheidung, welcher Spieler den Tag erhält, sorgfältig abgewogen werden muss. Darüber hinaus gibt es eine festgelegte Zeitspanne, in der Franchise Tag genutzt werden können, üblicherweise zwischen dem Ende der vorherigen Saison und dem Beginn des neuen Ligajahres im März. Nachdem ein Spieler den Franchise Tag erhalten hat, können das Team und der Spieler weiterhin über einen langfristigen Vertrag verhandeln, bis zu einem bestimmten Stichtag, der meist im Juli liegt. Nach diesem Datum darf nur noch ein Einjahresvertrag für die aktuelle Saison ausgehandelt werden.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass das gesamte Gehalt, das einem Spieler unter dem Franchise Tag angeboten wird, garantiert ist. Sobald der Spieler den Tag akzeptiert und den Vertrag unterzeichnet, ist das Team verpflichtet, ihm das vereinbarte Gehalt für die Saison vollständig auszuzahlen, unabhängig von Umständen wie Verletzungen oder Leistungseinbußen. Diese Garantie bietet den Spielern eine bedeutende finanzielle Sicherheit.
Darüber hinaus gibt es eine entscheidende Frist, die sowohl für Teams als auch für Spieler von großer Bedeutung ist: Ein Spieler, der den Franchise Tag erhält, muss diesen (oder einen anderen Vertrag mit dem Team) bis spätestens zur zehnten Woche der Regular Season unterschrieben haben. Andernfalls ist er nicht berechtigt, in der restlichen Saison einen Vertrag in der NFL zu unterzeichnen. Diese Regelung setzt einen klaren Zeitrahmen für Verhandlungen und Entscheidungen und sorgt dafür, dass sowohl Spieler als auch Teams zeitnah zu einer Übereinkunft kommen müssen.
Der Franchise Tag bleibt ein zentrales Element in der Strategie der NFL-Teams, um ihren Kader zu gestalten und gleichzeitig die Interessen der Spieler zu wahren. Durch seine Anwendung können Teams ihre wertvollsten Assets sichern, während sie weiterhin finanzielle und strategische Flexibilität genießen. Doch wie bei vielen Aspekten des Profisports ist der Einsatz des Franchise Tags ein Tanz auf dem Drahtseil, der Weitsicht, Planung und manchmal auch ein bisschen Glück erfordert.