In diesem Artikel befassen wir uns mit dem durchaus komplexen Thema der Void-Years. Die sogenannten Voidable Year Contracts werden in der NFL zwar schon seit Jahrzehnten genutzt, um kurzfristig Cap Space einzusparen, aber vor allem wegen der Corona-Pandemie und ihren Folgen, wurden sie in den vergangenen Jahren immer wichtiger. Doch was genau sind Voidable-Years und wie funktionieren diese?

Void Years sind “ungültige Jahre” innerhalb eines Vertrages

Mithilfe der sogenannten Void-Years können NFL-Teams den Verträgen ihrer Spieler eines oder mehrere „ungültige“ Vertragsjahre hinzufügen – je mehr Void-Years hinzugefügt werden, umso stärker ist selbstverständlich auch der Effekt. Ein Void-Year ist also nichts anderes als ein „ungültiges“ Jahr in einem Vertrag zwischen Team und Spieler. Warum Teams diese einsetzen, könnte auf den ersten Blick durchaus schwer nachvollziehbar sein. Um dies zu verstehen, muss man sich zunächst mit dem sogenannten Prorated-Bonus auseinandersetzen.

Was genau ist eigentlich ein Prorated-Bonus?

Ein Prorated-Bonus setzt sich aus dem Signing- und oder dem Roster-Bonus zusammen – sofern letzterer garantiert ist. Spieler erhalten diese Boni, in der Regel, innerhalb von einem Jahr. Obwohl garantierte Roster-Boni grundsätzlich relativ früh ausgezahlt werden müssen, dürfen Teams selbst entscheiden, ob sie die Summe sofort vom Salary-Cap des jeweiligen Jahres abziehen, oder doch lieber auf alle Jahre des Vertrages aufteilen möchten. Entscheidet sich ein Team für die zweite Option, so spricht man von einem „Prorated Bonus“. Anders als bei den Roster-Boni, ist es beim Signing-Bonus verpflichtend, den jeweiligen Cap-Hit gleichmäßig auf alle Vertragsjahre aufzuteilen. Der Signing-Bonus gehört also auch immer zum Prorated Bonus. Hierbei muss außerdem angemerkt werden, dass der Prorated Bonus maximal auf fünf Jahre aufgeteilt werden darf – auch wenn der Vertrag eine längere Laufzeit besitzt.

Diese Beträge müssen gezahlt werden sobald die Voidable-Years anstehen

Nun kommen wir wieder zu den Void-Years. Alle Zahlungen, außer dem Prorated-Bonus, fallen in den Voidable-Years weg. Sie werden trotzdem in die Verträge eingebunden, damit gewisse Formalitäten eingehalten werden. Grundsätzlich sollte man diese Zahlen also ignorieren. Die Signing-Boni, die für die Void-Jahre vorhergesehen werden, müssen, wenig überraschend, dennoch gezahlt werden. Schließlich handelt es sich hierbei um garantierte Zahlungen, die der Spieler in der Regel bereits erhalten hat. Die gesamte Summe der übriggebliebenen Signing-Boni wird vom Cap-Space abgezogen, sobald der „reguläre“ Vertrag ausläuft oder der jeweilige Spieler entlassen, beziehungsweise getradet wird.

Die Vor- und Nachteile der Voidable Year Contracts

Was der große Vorteil der Voidable-Years ist, sollte klar sein: Teams, die nur noch wenig Cap-Space zur Verfügung haben, können dank den Voidable-Year-Contracts kurzfristig und ohne auf andere Roster-Moves angewiesen zu sein, Stars verpflichten, da der Signing-Bonus nun über viele Jahre gestreckt werden kann – auch wenn der eigentliche Vertrag eine eher kurze Laufzeit besitzt. Für den Spieler haben die Void-Years selbstverständlich keine Nachteile – schließlich erhält ein Spieler die garantierte Summe sowieso in kürzester Zeit. Vielmehr können sich Spieler oftmals viel größere garantierte Geldsummen sichern, wenn Void-Years in den Vertrag eingebaut werden.

Für die Teams bringen die Void-Years neben den obengenannten Vorteilen allerdings auch diverse Nachteile mit sich. Schließlich spart man zwar kurzfristig Cap-Space ein, aber der Cap-Hit, den man hinnehmen muss, wenn der Spieler entlassen wird oder die „regulären“ Vertragsjahre abgelaufen sind, ist selbstverständlich auch dementsprechend höher. Zudem fallen unfassbar hohe Kosten an, wenn sich ein Team vorzeitig von einem Spieler trennt, in dessen Vertrag Void-Years eingebaut sind. Schließlich muss ein Team im Falle eines Trades oder einer Entlassung alle übriggebliebenen Summen der Prorated-Boni sofort vom Cap Space abziehen. Hier könnten natürlich, vor allem für Teams mit wenig Geld, überaus große Probleme entstehen.

Wer nutzt eigentlich Void-Years?

Voidable-Year-Contracts werden von Teams genutzt, die nicht mehr allzu viel Cap-Sapce zur Verfügung haben, aber dennoch Talente verlängern oder verpflichten wollen. Zudem können Teams, die nicht mehr allzu viel Cap Space haben, Verträge restrukturieren und Void-Years einbauen, was effektiv dafür sorgen würde, dass kurzfristig Cap Space freigeräumt wird, womit das jeweilige Team finanziell viel flexibler wird.

Mann unterschreibt Vertrag
IMAGO / Westend61

Wie oben bereits erwähnt, bringen Void-Years zwar auch einige Nachteile mit sich, aber sie gehören zu den wichtigsten Tools in Bezug auf das (kurzfristige) Roster-Building. Selbstverständlich müssen Teams den ausgehandelten Prorated-Bonus irgendwann vom Cap-Space abziehen, aber die Void-Years verzögern den unausweichlichen Cap-Hit, sodass man selbst in den Jahren, in denen nicht mehr allzu viel Cap-Space zur Verfügung steht, ein oder zwei Stars verpflichten, beziehungsweise verlängern kann. 

Für ein gut organisiertes Team stellen Void-Years kein Hindernis dar

Das Verschieben des Cap-Hits ist für ein gut organisiertes NFL-Team selbstverständlich kein Problem – schließlich weiß man bereits kurz nach der Unterzeichnung des Vertrages, wann welche Cap-Hits anfallen werden. Teams können hier also bereits Jahre im Voraus planen, um möglichen Geldproblemen aus dem Weg zu gehen. Außerdem können Teams übriggebliebenes Cap Space auf das Cap Space vom kommenden Jahr rechnen. Ungenutztes Cap Space, das möglicherweise sogar durch den Einsatz von Void Years freigeräumt wurde, kann also auch problemlos für anstehende Void Years zurückgelegt werden.

Voidable Year Contracts sind erlaubt!

Obwohl Void-Years in der NFL eine immer größer werdende Rolle spielen, sind sie bei einigen Fans interessanterweise ziemlich verpönt, da Unwissende immer wieder davon ausgehen, dass diese eine Art Betrug sind. Dies ist natürlich mehr als nur falsch. Schließlich werden die Void-Years bereits seit einer enormen Zeit genutzt. Zumal in den Tarifverhandlungen zwischen der NFL Players Association, der NFL und den Team-Besitzern klipp und klar geregelt wurde, dass Void-Years keinesfalls problematisch sind, weshalb ihre Nutzungen vollkommen legitim ist.

Deshalb waren Voidable-Years in den vergangenen Jahren von besonders großer Wichtigkeit

Vor allem während der Corona-Pandemie wurden Void-Years unheimlich wichtig, da sich der Salary-Cap unüblicherweise von 198,2 Millionen USD (2020) auf 182,5 Millionen USD (2021) verringert hat. Entgegen der Erwartung vieler Teams, stand also nicht mehr, sondern weniger Cap-Space zur Verfügung. Mit Void-Years sorgten viele Teams also dafür, dass sie während der Pandemie entlastet werden. Man setzt hierbei natürlich darauf, dass die Gehaltsobergrenze in den kommenden Jahren wieder ansteigt. Selbstverständlich ist dies auch keinesfalls unwahrscheinlich – schlussendlich ist der Cap-Space vor der Pandemie von Jahr zu Jahr stetig gewachsen.

So könnte ein Vertrag mit Void-Years aussehen

In diesem Abschnitt möchten wir dir ein kurzes und simples Beispiel zeigen, dass die Void-Years übersichtlich veranschaulichen soll. In unserem Beispiel möchte ein Team einen Free Agent verpflichten, um sich für die anstehende Saison zu verstärken. Das Team hat sich mit dem Spieler auf eine Vertragslaufzeit von drei Jahren geeinigt. Das Gehalt für den gesamten Zeitraum soll bei 60 Millionen USD liegen. Die drei Viertel des Gehalts sollen als Signing-Bonus ausgezahlt werden. Bei dem anderen Viertel handelt es sich um ein simples Basisgehalt, das während der Regular Season wöchentlich ausgezahlt wird. Der Vertrag würde also folgendermaßen aussehen:

JahrBase SalaryProrated BonusCap Hit
15 Millionen USD15 Millionen USD20 Millionen USD
25 Millionen USD15 Millionen USD20 Millionen USD
35 Millionen USD15 Millionen USD20 Millionen USD
Gesamt15 Millionen USD45 Millionen USD60 Millionen USD

Die Struktur des oben gezeigten Vertrages ist recht simpel. Base Salary und Prorated Bonus werden gleichmäßig aufgeteilt, sodass in allen Jahren des Vertrages ein Cap Hit von jeweils 20 Millionen USD entsteht. Doch was macht ein Team, wenn momentan nicht allzu viel Salary Cap zur Verfügung steht und ein Cap Hit von 20 Millionen USD somit zu groß ist? Der Einsatz von einem oder gleich mehreren Void-Years kann dieses Problem natürlich lösen. Im nachfolgenden Abschnitt zeigen wir Ihnen, wie der Vertrag aus unserem Beispiel aussieht, nachdem ein Void-Year eingebaut wurde:

JahrBase SalaryProrated BonusCap Hit
15 Millionen USD11,25 Millionen USD16,25 Millionen USD
25 Millionen USD11,25 Millionen USD16,25 Millionen USD
35 Millionen USD11,25 Millionen USD16,25 Millionen USD
4VOID11,25 Millionen USD11,25 Millionen USD
Gesamt15 Millionen USD45 Millionen USD60 Millionen USD

Wie bei dem “regulären” Vertrag muss das Team auch bei der Verwendung von Void-Years einen gesamten Cap Hit von 60 Millionen hinnehmen. Da der Cap Hit des Prorated Bonus nun allerdings über vier Jahre verteilt werden kann, hat das Team in jedem der ersten drei Jahren des Vertrages jeweils 3,75 Millionen USD eingespart. Dafür muss das Team aber im vierten Jahr einen Cap Hit von 11,25 Millionen hinnehmen – auch wenn der jeweilige Spieler zu diesem Zeitpunkt kein Teil der Mannschaft mehr ist.

Durch den Einsatz von Void-Years konnte das Team aus unserem Beispiel kurzfristig einen neuen Star verpflichten und sich für die aktuelle Saison stärken, was mit einem “normalen” Vertrag selbstverständlich nicht möglich gewesen wäre. Wie oben bereits erwähnt wurde, können auch mehrere Void-Years in einen Vertrag eingebunden werden – dies verstärkt den gewünschten Effekt zusätzlich. Ein Beispiel für einen solchen Vertrag zeigen wir Ihnen weiter unten.

Echte NFL-Beispiele für Verträge mit Void Years

Wir haben oben bereits angesprochen, dass Void-Years heutzutage von unglaublich vielen NFL Teams eingesetzt werden. Ein gutes Beispiel für Teams, die Void-Years recht häufig einsetzen, sind die Cleveland Browns. Zu den aktiven Spielern der Cleveland Browns, die Void-Years in ihrem Vertrag eingebaut haben, gehören unter anderem Austin Hooper, Jack Conklin, John Johnson III oder Joel Bitonio. Auch Spieler wie Jadeveon Clowney und Malik Jackson, die nun nicht mehr bei den Browns unter Vertrag stehen, wurden mithilfe von Void-Years verpflichtet.

Auf den Vertrag von Jadeveon Clowney möchten wir in diesem Abschnitt etwas genauer eingehen, sodass wir Ihnen die Void-Years noch einmal kurz und knapp anhand eines echten NFL-Beispiels erklären können. Der Vertrag, auf den sich Johnson mit den Browns geeinigt hat, sieht folgendermaßen aus:

JahrBase SalaryProrated BonusCap HitJährliche Auszahlungen
20212.500.000 USD900.000 USD3.400.000 USD7.000.000 USD
2022VOID900.000 USD3.600.000 USD
2023VOID900.000 USD
2024VOID900.000 USD
2025VOID900.000 USD

Vorab muss angemerkt werden, dass wir Anreize und zusätzliche Roster-Boni, die sich Clowney im Jahr 2021 erarbeitet hat, auslassen, damit unser Beispiel möglichst simpel ist. Sonst müsste man sich nämlich zusätzlich auch noch mit den Begriffen “Likely to be earned” und “Not likely to be earned” befassen. In Bezug auf diese Thematik werden wir in Zukunft einen eigenen Beitrag veröffentlichen. Kommen wir nun wieder zu unserem eigentlichen Thema zurück.

So profitierten die Browns und Jadeveon Clowney von Void-Years

Wie man unschwer erkennen kann, wurden in den Vertrag von Jadeveon Clowney gleich vier Void-Years eingebaut, um den gewünschten Effekt zu verstärken und im Jahr 2021 noch mehr Cap Space einsparen zu können. In Bezug auf den gesamten Cap Hit machen die eingesetzten Void Years selbstverständlich keinen Unterschied. Dafür ist der Unterschied im ersten Jahr allerdings umso größer. Schlussendlich haben die Browns den Cap Hit des Jahres 2021 von 7.000.000 USD auf nur 3.400.000 USD verringert. Dafür muss im Jahr 2022 allerdings eine Summe von 3.600.000 vom Cap Space abgezogen werden. Auch hier hat der Einsatz von Void Years also nicht nur Vorteile.

Für Jadeveon Clowney ist der Einsatz von Void Years selbstverständlich durchaus vorteilhaft. Schließlich konnte sich Clowney dank den verwendeten Void Years eine viel größere Summe an garantiertem Geld sichern. Insgesamt erhält der Outside Linebacker im Jahr 2021 Zahlungen in Höhe von 7.000.000 USD. 4.500.000 USD sind hierbei garantiert.

Wäre es nicht sinnvoller Gelder im voraus vom Cap Space abzuziehen?

Viele Fans sind der Meinung, dass es sinnvoller wäre, die größte Summe der Cap Hits während den ersten Jahren der Verträge vom Cap Space abzuziehen, sodass immer etwas Geld für „Notfallsituationen“ zur Verfügung. Umsetzen könnte man dies beispielsweise mit einem Roster-Bonus, der im ersten Jahr vollständig vom Cap Space abgezogen wird. Wir glauben allerdings nicht, dass dies wirklich sinnvoll ist. Schließlich kann Cap Space nicht einfach so verschwinden. Zumal eine Vorauszahlung Teams – je nach Summe – überaus belasten kann.

Solange Teams ihre Finanzen ordentlich managen, sind Void-Years keinesfalls nachteilhaft. Vielmehr sind sie äußerst nützlich, da sie Teams die Chance geben jederzeit einen Super Bowl-Run starten zu können – auch wenn dies grundsätzlich auf Kosten der kommenden Jahre geschieht.

Eine mögliche Alternative zu den Void-Years

Anders als beim Signing-Bonus, ist es möglich Roster-Boni oder Base-Salary beliebig zu verschieben. In Bezug auf das Base Salary muss allerdings darauf geachtet werden, dass der von der NFL festgelegte Mindestlohn eingehalten wird. Anstatt auf Void Years zurückzugreifen könnten Teams doch auch einfach Roster-Boni und oder das Base Salary in die späteren Jahre des Vertrages verschieben. Warum dies in der Regel nicht funktioniert, sollte klar sein. Die meisten Spieler würden einem solchen Vertrag nicht zustimmen, da Base Salary und Roster-Boni grundsätzlich nicht garantiert sind. Eine Entlassung würde also bedeuten, dass der Spieler einen großen Teil des ausgehandelten Gehalts nicht erhalten wird. Warum dies unvorteilhaft ist, müssen wir wohl nicht erklären.

Unser Fazit:

Voidable Year Contracts werden seit vielen Jahren von einem großen Teil der NFL-Teams benutzt – der Einsatz von Void-Years ist also definitiv nichts Neues. Hierbei muss angemerkt werden, dass die Nutzung von Void-Years nicht gegen die Richtlinien der NFL verstößt. Dies wäre auch äußerst verwunderlich, da von den Void-Years nicht nur die Teams, sondern auch die Spieler profitieren.

Da sich die NFL und vor allem auch der Salary Cap von Jahr zu Jahr ändern, sind die Void-Years ein wertvolles Tool für die Salary Cap-Manager der Teams. Selbst auf ein Ereignis wie die Corona-Pandemie und alle Folgen, die diese mit sich gebracht hat, konnten die NFL-Teams dank der Voidable-Years souverän reagieren. Da die meisten Salary Cap-Manager überaus kompetent sind, entstehen bei der Nutzung von Void Years in der Regel keine Probleme – Teams können sich schließlich bereits sehr früh auf bevorstehende Void-Years vorbereiten. 

Teams können mithilfe der Void-Years Cap Space einsparen und dieses entweder nutzen, um sich sofort zu verstärken, oder sie können das überschüssige Cap Space sparen und es dann im nächsten Jahr verwenden. Letztendlich muss also gesagt werden, dass der Einsatz von Void-Years überaus nützlich und in der Regel auch äußerst sinnvoll ist. Hier findest du die vollständigen Football Regeln.