Am späten Abend des 15. März 2023 berichteten einige NFL-Insider, dass die Cincinnati Bengals einen Spieler unter Vertrag genommen haben, der ihnen in der kommenden Saison maßgeblich weiterhelfen könnte. Nun scheint es offiziell zu sein: Die Cincinnati Bengals haben sich mit dem ehemaligen Chiefs-Offensive Lineman Orlando Brown Jr. auf einen Vierjahresvertrag geeinigt. Insgesamt könnte dieser Vertrag Brown Jr. bis zu 64,092 Millionen USD einbringen. Der Signing Bonus, den beide Seiten ausgehandelt haben, liegt bei satten 31 Millionen USD. Noch nie zuvor hat ein Offensive Lineman einen so hohen Signing Bonus erhalten. Interessant ist unserer Meinung nach auch, dass der Vertrag laut NFL Media „Front-Loaded“ ist. Dies bedeutet, dass Brown Jr. Einen großen Teil seines Gehalts in den ersten Jahren erhalten wird.
Von den 64,092 Millionen USD, die Brown Jr. erhalten könnte, sollen laut NFL Media insgesamt 67,87 % garantiert sein. Bemerkenswert ist außerdem, dass Brown Jr. mit seinem durchschnittlichen Jahresgehalt von etwa 16,02 Millionen USD nicht zu den zehn bestbezahlten Left Tackles der NFL gehört.
Deshalb wurde Brown Jr. erst jetzt von einem Team verpflichtet
Obwohl er von Anfang an zu den begehrtesten unrestricted Free Agents gehörte, dauerte es vergleichsweise lange, bis Brown Jr. ein Team finden konnte. Dies liegt daran, dass Brown Jr., obwohl er während seiner bisherigen NFL-Karriere hauptsächlich als Right Tackle tätig war, in Zukunft ausschließlich als Left Tackle auflaufen möchte und auch dementsprechend bezahlt werden will – schließlich verdienen Left Tackles in der Regel mehr als ihre Positionskollegen auf der rechten Seite und genießen darüber hinaus ein höheres Ansehen. Dies wiederum liegt daran, dass die meisten Quarterbacks mit dem rechten Arm werfen und sich ihre Blind Side somit auf der linken Seite befindet.
Da Brown nicht sonderlich athletisch ist und einen großen Teil seiner Karriere als Right Tackle verbracht hat, sind jedoch einige Teams der Meinung, er sei ungeeignet für die Position des Left Tackles – viele Mannschaften waren daher zögerlich oder verloren gänzlich Interesse.
Auch Brown Juniors verstorbener Vater „Orlando Brown“, der als Left Tackle in über 100 NFL-Spielen startete, hat die Positionswahl seines Sohnes maßgeblich beeinflusst. Warum dies so ist, erklärte Brown Jr. in einem Interview mit „The Baltimore Sun“:
“Während meiner Kindheit wollte mein Vater nicht, dass ich auf der rechten Seite stehe, falls ich mich dazu entscheiden sollte, als Offensive Lineman zu spielen. Er hatte das Gefühl, dass der Right Tackle – vor allem zu der Zeit, als er noch aktiv war – nicht als bester Offensive Tackle und erstrecht nicht als bester Offensive Lineman angesehen wurde. Seine Einstellung sah wie folgt aus: “Ich will, dass du besser wirst als ich”. Also habe ich mit ihm, als ich anfing als Offensive Lineman zu spielen, vom ersten Tag an immer auf der linken Seite trainiert.”
Weshalb entschied sich Brown Jr. für die Cincinnati Bengals?
Dass Brown Jr. den Vertrag bei den Bengals nicht unterschrieben hätte, wenn diese ihm nicht versprochen hätten, dass er als Left Tackle auflaufen dürfe, sollte klar sein. Kurz nachdem er den Vertrag unterschrieben hat, brachte Brown Jr. seine Freude in einem Interview mit NFL Media zum Ausdruck:
“Ich bin sehr dankbar dafür, dass mir die Chance gegeben wurde, das Erbe meines Vaters fortzuführen und als Left Tackle tätig zu sein. Es war mir sehr wichtig, auf dieser Position spielen zu können und bei einem siegreichen Team mit einem erfolgreichen Quarterback unter Vertrag zu stehen. Who Dey!“
Was die Verpflichtung von Brown Jr. für Jonah Williams, den vorherigen Starting-Left Tackle der Bengals bedeutet, ist derzeit noch unklar. Da Williams Vertrag erst nächstes Jahr ausläuft, ist allerdings davon auszugehen, dass ihn die Bengals in der kommenden Saison wohl auf der rechten Seite der Offensive Line einsetzen werden.
So wollen die Kansas City Chiefs Brown Jr. ersetzen
Vor einigen Wochen rechneten die meisten NFL-Experten noch damit, dass die Chiefs Brown Jr. erneut mit einem Franchise Tag an das Team binden. Nachdem sie die Verpflichtung des ehemaligen Jacksonville Jaguars-Right Tackles Jawaan Taylor – der in Zukunft wohl als Left Tackle eingesetzt werden soll – bekanntgegeben haben, war jedoch klar, dass die Chiefs und Brown Jr. in Zukunft getrennte Wege gehen werden. Nun wird Brown Jr. für den wohl größten AFC-Rivalen der Chiefs auflaufen.
Orlando Brown Junior: So sah seine Karriere bislang aus
Im Jahr 2018 wurde Brown Jr., der zuvor bei der South Carolina State University spielte, mit einem Third-Round Draft Pick von den Baltimore Ravens, bei denen zuvor auch sein Vater unter Vertrag stand, verpflichtet. Dass Brown erst in der dritten Runde ausgewählt wurde, obwohl er im College abgeliefert hat, lag vor allem an seinen miserablen Leistungen beim NFL-Combine. In gleich vier Disziplinen verzeichnete er die schlechtesten Leistungen aller Offensive Linemen seiner Draft Class (40-Yard-Dash, Bench Press, Vertical Jump und Broad Jump). Obwohl er sich bei seinem Pro Day fangen und etwas bessere Leistungen erbringen konnte, wird sein Combine-Workout noch immer als das schlechteste aller Zeiten angesehen.
Obwohl er bei den Ravens durchaus gute Leistungen erbrachte und dort viel Respekt genoss, haben sich beide Seiten am Anfang des Jahres 2021 darauf geeinigt, dass eine weitere Zusammenarbeit wenig Sinn ergibt. Schließlich durfte Brown Jr. bei den Ravens nur dann als Left Tackle spielen, wenn ihr Starter, Ronnie Stanley, verletzungsbedingt ausfiel. Noch vor dem Start der Saison 2021/22 wurde Brown Jr. deshalb via Trade zu den Kansas City Chiefs geschickt. Hier durfte er als Left Tackle starten, gewann den Super Bowl und wurde für seine durchaus starken Leistungen zweimal für den Pro Bowl nominiert. Hierbei muss allerdings angemerkt werden, dass Brown während der vergangenen Saison, vor allem in Bezug auf sein Pass Blocking, etwas nachgelassen hat.
Macht die Verpflichtung von Brown Jr. überhaupt Sinn für die Bengals?
Insbesondere seine vergleichsweise schwache Athletik macht Brown Jr. beim Pass Blocking zu schaffen, da er im Duell mit schnellen Pass Rushern oftmals keine Chance hat. Zumal ein agiler Quarterback wie Patrick Mahomes Offensive Linemen, die nicht allzu athletisch sind, große Probleme bereiten kann – vor allem in jenen Situationen, in denen er sich in der Pocket tief zurückfallen lässt. Während der vergangenen Saison ließ Brown Jr. mehr Pressures zu als alle anderen Offensive Tackles und schnitt auch bei den Ratings von Pro Football Focus in der Regel nicht allzu gut ab. Dafür gehört Brown Jr. zu den dominantesten Run Blockern der gesamten NFL – den Bengals, deren Rushing Offense im vergangenen Jahr wirklich katastrophal war, könnte dies durchaus weiterhelfen. Schließlich war der Druck auf Joe Burrow und seine Passing Offense immens.