Der DFB hat sich im Vorfeld der Europameisterschaft 2024 im eigenen Land für einen klaren Kurs in Bezug auf die Kapitänsbinde entschieden. Nach den kontroversen Debatten und Auseinandersetzungen um die Spielführerbinde bei den vergangenen Turnieren, insbesondere der EM 2021 und der WM 2022 in Katar, möchte der Verband den Fokus bei der Heim-EM auf den Sport lenken und politische Diskussionen weitgehend vermeiden.
Diese Binde wird das DFB-Team während der Heim-EM tragen
In den anstehenden EM-Testspielen gegen die Ukraine am 3. Juni in Nürnberg und gegen Griechenland am 7. Juni in Mönchengladbach wird DFB-Kapitän Ilkay Gündogan noch mit der klassischen Binde in den deutschen Nationalfarben Schwarz-Rot-Gold auflaufen. Sobald das Turnier jedoch beginnt, wird der Mittelfeldspieler des FC Barcelona die offizielle Standardbinde der UEFA tragen. Diese trägt den Schriftzug “UEFA Respect” und ist in den Farben Blau und Gelb gehalten.
Die Botschaft, die die UEFA mit dieser Binde vermitteln möchte, ist vielschichtig: Sie steht für Respekt gegenüber allen Akteuren des Spiels, seien es die gegnerischen Spieler, Trainer und Funktionäre, die Unparteiischen auf dem Platz oder die Fans im Stadion. Darüber hinaus soll sie eine unmissverständliche Haltung gegen jegliche Form von Rassismus und Diskriminierung zum Ausdruck bringen.
Bemerkenswert ist, dass der DFB bewusst darauf verzichtet hat, bei der UEFA ein eigenes Design für die Kapitänsbinde zur Genehmigung einzureichen, obwohl dies jedem teilnehmenden Nationalverband grundsätzlich möglich wäre. Diese Entscheidung ist vor allem vor dem Hintergrund der Erfahrungen der jüngsten Vergangenheit zu sehen: Bei der EM 2021 hatte die Regenbogenbinde von Manuel Neuer, mit der er sich für Vielfalt und Toleranz einsetzen wollte, zu Ermittlungen der UEFA geführt. Und bei der WM 2022 in Katar eskalierte der Streit um die “One Love”-Binde, die mehrere europäische Verbände, darunter auch der DFB, nach massiven Drohungen der FIFA schließlich nicht trugen.
Auch Bundestrainer Julian Nagelsmann möchte politische Debatten vermeiden
Bundestrainer Julian Nagelsmann hatte bereits frühzeitig den Wunsch geäußert, die Nationalmannschaft aus politischen Debatten herauszuhalten, um sich voll und ganz auf die sportliche Leistung konzentrieren zu können. Er vertritt die Ansicht, dass die DFB-Auswahl gesellschaftlich mehr erreichen könne, wenn sie eine erfolgreiche EM spiele und dadurch mehr Kinder für den Fußball begeistere als durch symbolische Gesten vor einem Spiel.
Neben Nagelsmann ist auch der DFB-Präsident Bernd Neuendorf sichtlich bemüht, kontroverse Diskussionen im Umfeld des Turniers zu vermeiden. Stattdessen rückt er das Thema Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt der Verbandsarbeit und betont, dass es “nicht immer die große Weltpolitik sein” müsse. Vielmehr gehe es darum, dass von der Heim-EM ein positives Erbe bleibe, etwa in Form von Fonds für nachhaltige Projekte im Amateurfußball.