Da die Steelers-Offensive auch in der aktuellen Saison keinesfalls überzeugen kann, haben die Verantwortlichen des Teams aus Pittsburgh nun bekanntgegeben, dass der Offensive Coordinator Matt Canada entlassen wurde. Unserer Meinung nach ist dies, trotz der schwachen Leistungen, durchaus überraschend. Schließlich haben die Steelers vor der Entlassung von Canada seit 1941 keinen Head Coach oder Coordinator während der Saison entlassen. Auch nach der Saison kommt es bei den Steelers selten zu Entlassungen auf den zuvor genannten Posten – zuletzt geschah dies im Jahr 2004. Anstatt ihre Coaches zu feuern, wenn eine Trennung notwendig ist, lassen die Steelers in der Regel ihre Verträge auslaufen, da ihnen sowohl Kontinuität aber auch Loyalität schon immer äußerst wichtig sind.
Schaut man sich die Offensivstatistiken der Steelers unter Matt Canada an, wird schnell klar, dass seine Entlassung nicht nur dringend notwendig war, sondern auch viel zu spät kam. Während Canada bei den Steelers als Offensive Coordinator tätig war, belegten sie in Bezug auf die Total Offensive Yards sowie die erzielten Punkte den 28. Platz im NFL-Vergleich. Auch in dieser Saison sehen die Statistiken der Steelers-Offensive keineswegs besser aus. Nachfolgend möchten wir euch diese kurz einblenden:
Statistik | Pittsburgh Steelers | Rang im NFL-Vergleich |
---|---|---|
Punkte pro Siel | 16,6 | 28 |
Yards pro Spiel | 280,1 | 28 |
Rushing Yards pro Spiel | 110,1 | 16 |
Passing Yards pro Spiel | 170,0 | 31 |
Rushing Yards pro Carry | 4,2 | 15 |
Passing Yards pro Passspielzug | 6,0 | 29 |
First Downs | 159 | 31 |
Third Down Conversion Percentage | 25 | 34,6 % |
Fourth Down Conversion Percentage | 27 | 44,4 % |
Weitere Gründe für die Entlassung
Wir glauben, dass die Probleme der Steelers Offense, trotz der schwachen Leistungen ihrer Offensive Line und den Problemen von Kenny Pickett, größtenteils auf das unfassbar schwache und vorhersehbare Playcalling zurückgeführt werden können. So hat Canada beispielsweise in bestimmten Formationen ausschließlich Runs oder Passing Plays gecallt. Darüber hinaus setzten die Steelers unter seiner Führung immer wieder auf die exakt gleichen Plays und Concepts – auch wenn diese offensichtlich nicht funktionierten.
Anders als erfolgreiche Offensiven nutzten die Steelers Pre-Snap Motions bislang total planlos und ohne Zweck. Auffällig ist außerdem, dass kein anderes Team während dieser Saison seltener Pässe in die Mitte des Feldes schmiss als die Pittsburgh Steelers. Selbst bei Spielzügen mit Playactions, welche die Steelers mit ihrem schwachen Laufspiel mühselig vorbereiteten, mieden sie immer wieder die Mitte des Feldes. Dass dies absolut keinen Sinn ergibt, sollte jedem, der sich etwas mit Football auskennt, klar sein. Schließlich ist die Mitte des Feldes genau der Bereich, der nach einer erfolgreichen Playaction frei ist – die Linebacker müssen wegen des angetäuschten Laufes zögern und werden möglicherweise sogar dazu gezwungen, einen Fehler zu begehen.
Generell kann gesagt werden, dass viele Playconcepts der Steelers unter Canada schlicht und ergreifend schlecht durchdacht waren. Dies wussten natürlich auch ihre Spieler, die ihre Frustration bezüglich des Playcallings immer wieder öffentlich geäußert haben. Damit ebendiese Frustration nicht außer Kontrolle gerät und die Moral der Spieler komplett zerstört, blieb den Steelers nichts anderes übrig als Canada zu entlassen – diese relativ vielversprechende Saison hätte sonst vollkommen entgleisen können.
Wer wird Matt Canada nun ersetzen?
Vorerst übernimmt Eddie Faulkner, der bei den Steelers zurzeit als Running Backs Coach tätig ist, die Rolle des Offensive Coordinators. Um das Playcalling hingegen kümmert sich der Quarterbacks Coach Mike Sullivan. Faulkner und Sullivan teilen sich also jene Aufgaben, für die zuvor Matt Canada zuständig war. Obwohl es sich hierbei natürlich nur um eine Übergangslösung handelt, könnte einer der beiden Coaches, sofern dieser wirklich gute Leistungen erbringt, nach der Saison durchaus als „richtiger“ Offensive Coordinator unter Vertrag genommen werden.
Eine Änderung, die Faulkner und Sullivan wohl demnächst vornehmen werden, betrifft Jaylen Warren und Najee Harris. Wir gehen nämlich davon aus, dass sie Warren häufiger einsetzen werden. Schließlich konnte Harris, der sich hinter der Line of Scrimmage relativ viel Zeit lässt, um die ideale Lücke zu finden, hinter der schwachen Offensive Line der Steelers keineswegs überzeugen. Warren, der seine Entscheidungen viel schneller trifft, hatte im Gegensatz zu Harris keine Probleme und konnte immer wieder starke Leistungen erbringen. Ein Blick auf die Statistiken der beiden Running Backs, die wir dir nachfolgend zeigen möchten, macht dies schnell deutlich:
Statistik | Jaylen Warren | Najee Harris |
---|---|---|
Carries | 80 | 128 |
Rushing Yards | 493 | 499 |
Rushing Touchdowns | 3 | 3 |
Receiving Yards | 234 | 116 |
Receiving Touchdowns | 0 | 0 |
Yards pro Carry | 6,2 | 3,9 |
Mike Tomlin und Kenny Pickett müssen jetzt abliefern
Ähnlich wie für Faulkner und Sullivan, steht nun auch für Kenny Pickett einiges auf dem Spiel. Der 25-Jährige muss zeigen, was in ihm steckt. Denn auch er machte Fehler, die er definitiv nicht Matt Canada in die Schuhe schieben kann. Macht er unter einem neuen Offensive Coordinator weiterhin ähnliche Fehler und entwickelt sich nicht weiter, könnte er im kommenden Jahr durchaus seinen Starting-Job verlieren.
Auch Mike Tomlin sitzt, unserer Meinung nach, mittlerweile auf dem Hot Seat. Schließlich machte Tomlin in den vergangenen Jahren nicht nur eine Vielzahl an Fehlern (viele davon in kritischen Situationen), sondern er hielt an Spielern und Coaches fest, die absolut miserable Leistungen ablieferten, um sich keine Fehler eingestehen zu müssen. So verlängerte er während der vergangenen Offseason beispielsweise Matt Canada, obwohl dieser schon in den beiden vorherigen Saisons definitiv nicht überzeugen konnte. Auch dafür, dass Harris noch immer öfter eingesetzt wird als Warren, kann und muss Tomlin mitverantwortlich gemacht werden.
An dieser Stelle muss außerdem angemerkt werden, dass die Steelers seit 2017 keinen Playoff-Sieg mehr einfahren konnten. Unter Tomlin haben die Steelers zwar noch nie in einer Saison mehr Niederlagen als Siege eingefahren, konstant mittelmäßige Leistungen abzuliefern und nie oben mitzuspielen, sollte allerdings nicht das Ziel eines Teams sein, dass bereits sechs Super Bowl-Siege einfahren konnte.