Nolan Cooney

Nolan Cooney steht ohne NFL-Vertrag da. Der Punter ist gesund, trainiert weiter und wartet auf den nächsten Anruf. Doch Cooneys Geschichte ist mehr als die Statistik eines Free Agents. Er ist der Spieler, der nach einer Krebsdiagnose zurückkam, sich das Punter-Handwerk selbst beibrachte – und es trotz aller Rückschläge bis in die NFL schaffte. Wer verstehen will, was Durchhaltewillen im Profi-Football wirklich bedeutet, kommt an Cooney nicht vorbei.

Sein Name fällt selten in Highlight-Shows. Seine Karrierewege sind kaum Thema in Podcasts. Doch genau hier liegt das Besondere: Cooney ist kein geborener Star, sondern ein Kämpfer, der nie aufgegeben hat. Und gerade deshalb verdient seine Geschichte einen genauen Blick.

Wie wird aus einem Highschool-Torwart, dem der Krebs fast alles nahm, ein NFL-Punter? Die Antwort beginnt nicht auf dem Footballfeld, sondern in einem Krankenhauszimmer in Rhode Island.

Von der Diagnose zum ersten Football – Wie Cooney sich selbst neu erfand

Nolan Cooney wuchs in East Greenwich auf, einem kleinen Ort in Rhode Island. In der Highschool war er Allrounder: Basketball, Baseball, Fußball – nie Football. Als Torwart im Soccer-Team war er ein sicherer Rückhalt, doch plötzlich änderte sich alles. In der Juniorenzeit kam die Diagnose: Hodenkrebs. Für viele wäre das das Ende aller sportlichen Träume gewesen. Für Cooney begann damit etwas völlig Neues.

Die Behandlung war hart. Doch während andere Genesende Serien schauten, suchte Cooney nach neuen Zielen. Er entdeckte Football – und zwar auf YouTube. Ohne Trainer, ohne Team, brachte er sich das Punter-Handwerk bei. Immer wieder schaute er sich Videos an, übte die Technik im Garten, feilte an jedem Detail. Was als Ablenkung begann, wurde zum neuen Lebensinhalt. Die Krankheit zwang ihn zur Pause – aber sie schenkte ihm auch Zeit, sich neu zu erfinden.

Mit dem Ende der Chemotherapie kam der Wille zurück aufs Feld. Doch nicht als Torwart, sondern als Football-Punter. Nach dem Highschool-Abschluss entschied sich Cooney für ein Postgraduiertenjahr an der Bridgton Academy – mit nur einem Ziel: Football. Er wollte zeigen, dass er mehr ist als seine Krankenakte. Und dass er auf dem Platz genauso bestehen kann wie jeder andere.

Der lange Weg auf die große Bühne – Cooney macht sich einen Namen in Syracuse

Die College-Reise führte ihn an die Syracuse University, eine Adresse, die für viele NFL-Karrieren steht. Doch Cooney war kein Top-Recruit. Er musste sich alles erarbeiten. In den ersten Jahren blieb er im Schatten der Starter, trainierte härter als die meisten, wartete auf seine Chance. Die kam in seiner letzten College-Saison – und Cooney nutzte sie.

Plötzlich war er Starting Punter. In seiner Senior-Saison führte er die gesamte FBS mit 74 Punts an, erzielte dabei einen Durchschnitt von 44,8 Yards pro Punt. Für Syracuse ein Glücksfall, für Cooney die Belohnung harter Arbeit. Er wurde All-American, schaffte es ins All-ACC-Team, holte den Brian Piccolo Award. Doch die Auszeichnungen waren mehr als nur Trophäen – sie waren der Beweis, dass ein Underdog mit Biss auch im College-Football ganz oben landen kann.

Doch der nächste Schritt war schwerer als gedacht. Im NFL Draft wurde Cooney übersehen. Kein Team griff zu. Wieder musste er sich hinten anstellen, wieder war Geduld gefragt. Doch das kannte er schon – und ließ sich nicht entmutigen.

Chancen, Rückschläge, kleine Siege: Cooneys NFL-Reise

Als Undrafted Free Agent unterschrieb Cooney bei den New Orleans Saints. Der Trainingsplatz war jetzt die große Bühne – doch der Traum platzte schnell. Nach wenigen Monaten kam die erste Entlassung. Für viele ist das das Ende. Für Cooney war es einfach das nächste Kapitel.

Er probierte es bei den Arizona Cardinals, unterschrieb einen Reserve/Future-Vertrag, wurde wieder entlassen. Ein kurzer Abstecher zu den Indianapolis Colts folgte, dort landete er im Practice Squad – und war nach einer Woche wieder auf dem Markt. Doch immer wieder tauchte Cooney auf dem Radar der Teams auf. Die Cardinals holten ihn zurück, erst ins Practice Squad, dann mit einem Reserve/Future-Vertrag. Endlich ergab sich eine echte Chance: In der Saison darauf gewann er den Konkurrenzkampf um den Punter-Job bei den Cardinals.

Vier Spiele, 13 Punts, ein Schnitt von 45,5 Yards – solide Werte. Sein längster Punt: 56 Yards. Zwei Mal setzte er den Ball innerhalb der 20-Yard-Linie ab. Doch das NFL-Geschäft ist gnadenlos. Nach wenigen Wochen kam die nächste Entlassung. Cooney landete später noch bei den Tampa Bay Buccaneers, doch auch dort blieb es bei einer kurzen Episode.

Mehr als eine Handvoll Stationen, viele Entlassungen und trotzdem immer wieder die Rückkehr. Cooney hat in kurzer Zeit mehr erlebt als mancher Veteran in einer ganzen Karriere. Seine NFL-Bilanz mag auf den ersten Blick bescheiden wirken. Doch wer sich die Umstände ansieht, erkennt: Hier steht einer, der sich nie hat hängen lassen.

Was bleibt – und was noch kommen kann

Heute ist Nolan Cooney Free Agent. Er ist gesund, trainiert weiter und wartet auf die nächste Gelegenheit. Viele hätten nach so vielen Absagen längst den Helm an den Nagel gehängt. Doch Cooney bleibt dran. Seine Statistiken sind ein Fingerzeig: Wer in vier NFL-Spielen einen Schnitt von über 45 Yards pro Punt bringt, hat das Niveau für die Liga. Und wer sich nach Krebs, Entlassungen und Rückschlägen immer wieder aufrappelt, bringt etwas mit, das keine Statistik misst – den unbedingten Willen.

Cooney hat nicht nur auf dem Feld überzeugt. Er ist auch abseits des Platzes ein Vorbild. Sein Abschluss an der Syracuse University, sein Engagement für andere Krebspatienten und sein offener Umgang mit seiner Geschichte machen ihn zum Hoffnungsträger. Für junge Spieler, für Underdogs, für alle, die an sich zweifeln.

Die NFL ist eine Liga, in der sich Talent und Timing treffen müssen. Bei Cooney war das Timing oft gegen ihn. Doch wie oft er schon abgeschrieben wurde, wie oft er zurückkam – das spricht für sich. Die nächste Chance kann jederzeit kommen. Und wer weiß: Vielleicht steht Cooney schon bald wieder auf einem NFL-Feld.

Die Zahlen zeigen, wie weit Cooney gekommen ist. Doch sie erzählen nicht die ganze Geschichte. Sein größter Wert liegt in dem, was Statistiken nicht erfassen: dem Glauben an sich selbst, dem Mut, immer wieder neu anzufangen.

Mehr als ein Punter – Ein Vorbild für alle, die kämpfen

Nolan Cooneys Karriere ist kein Märchen. Sie ist rau, ehrlich und zeigt, wie hart der Weg in die NFL sein kann – besonders für einen, der von ganz unten kommt. Cooney ist kein Star. Aber er ist ein Beispiel dafür, wie man Rückschläge in Antrieb verwandelt. Für junge Footballer in Deutschland, für Underdogs überall: Seine Geschichte beweist, dass es sich lohnt, weiterzumachen – auch wenn der Weg steinig ist.

Ob Cooney noch einmal in der NFL spielt, ist offen. Doch eines steht fest: Wer einmal gelernt hat, nach dem schlimmsten Niederschlag wieder aufzustehen, bleibt immer ein Kandidat für das nächste Comeback. Noch ist seine Geschichte nicht zu Ende.