Tyler Huntley ist aktuell Backup-Quarterback bei den Miami Dolphins. Er steht im Kader hinter Tua Tagovailoa und gilt als einer, der jederzeit bereit ist, einzuspringen. Was ihn auszeichnet: Huntley hat sich seinen Platz in der NFL auf ungewöhnliche Weise erkämpft. Ohne Draft-Hype, ohne große Bühne – dafür mit Beharrlichkeit, Geduld und dem Glauben an sich selbst. Seine Karriere ist der Beweis, dass in der NFL nicht nur die Superstars, sondern auch die Unsung Heroes ihre Geschichte schreiben.
Huntleys Name taucht selten in den Schlagzeilen auf. Doch wenn ein Team auf einen Backup setzen muss, zählt jede Erfahrung. In Miami hat er sich diese Rolle verdient. Huntley ist kein typischer Journeyman, sondern ein Spieler, der sich durch Rückschläge nicht beirren lässt. Sein Weg in die NFL verlief über Umwege, Enttäuschungen und immer wieder neue Chancen. 2024 bot sich für ihn endlich die Gelegenheit, mehrere Spiele am Stück zu starten – ein Moment, auf den er jahrelang hingearbeitet hatte.
Diese Entwicklung kam nicht von ungefähr. Der Grundstein für Huntleys Durchbruch wurde schon früh gelegt. Doch der Weg in die Liga war alles andere als vorgezeichnet.
Vom Highschool-Star zum Undrafted Free Agent
Tyler Huntley wuchs in Dania Beach, Florida, auf. Schon an der Hallandale High School war er der Anführer seines Teams. 2015 wurde er zum Florida Gatorade Player of the Year gewählt – eine Auszeichnung, die sonst oft an künftige College- und NFL-Stars geht. Zusammen mit seinem Freund und späteren Utah-Teamkollegen Zack Moss führte er Hallandale zu einem der besten Jahre der Schulgeschichte. Die Football-Welt in Südflorida nahm Notiz von diesem vielseitigen Quarterback, der mit Arm und Beinen Spiele entscheiden konnte.
Der Schritt aufs College brachte Huntley nach Utah. Dort brauchte er Geduld. Erst nach einem Jahr als Backup übernahm er die Rolle des Starters. In vier Saisons entwickelte er sich zu einem der besten Quarterbacks der Pac-12. Seine Bilanz: über 7.000 Passing-Yards, 46 Touchdowns und eine First-team All-Pac-12-Auszeichnung in seiner letzten Saison. Huntley war nicht der klassische Pocket-Passer, sondern ein Spielmacher, der unter Druck Lösungen fand. Utah profitierte von seinem Mut, seiner Übersicht und seiner Fähigkeit, auch mit den Beinen Gefahr auszustrahlen.
Trotz starker College-Leistungen blieb der große NFL-Hype aus. Im Draft wurde Huntley übergangen. Kein Team griff nach ihm. Für viele wäre das das Ende eines Traums gewesen. Für Huntley war es der Antrieb, es allen zu beweisen. Die Baltimore Ravens gaben ihm als Undrafted Free Agent eine Chance – als Nummer drei hinter Lamar Jackson und Robert Griffin III.
Doch der Sprung von der College-Offense in die NFL verlangte Anpassung. Huntley musste sich mit einer Rolle als Backup anfreunden, lernte von Jackson und Griffin, und nutzte jede Gelegenheit, sich im Training zu zeigen. Die ersten Einsätze kamen nur sporadisch – meist, wenn die Ravens klare Führungen hatten oder Verletzungen zuschlugen. Doch Huntley blieb dran, arbeitete an seinem Spiel und wartete auf seine Chance.
Erste NFL-Chancen und der Durchbruch als Backup
Die Geduld zahlte sich aus. In seiner zweiten NFL-Saison kam Huntley erstmals zu mehreren Einsätzen. Als Lamar Jackson ausfiel, musste er plötzlich liefern. In sieben Spielen sammelte er mehr als 1.000 Passing-Yards, erzielte Touchdowns und führte die Ravens sogar zu einem Last-Minute-Sieg. Sein Spielstil ähnelte dem von Jackson: beweglich, mutig, mit dem Willen, Plays zu verlängern. Genau das machte ihn für Baltimore so wertvoll. Huntley zeigte, dass er nicht nur ein Lückenfüller ist, sondern ein Quarterback, der ein Team kurzfristig tragen kann.
Auch in der dritten NFL-Saison blieb seine Rolle ähnlich. Wieder sprangen die Zahlen ins Auge: solide Passing-Statistiken, dazu Rushing-Yards, die für einen Backup ungewöhnlich hoch sind. Die Coaches schätzten seine Ruhe und seine Fähigkeit, auch in schwierigen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren. 2022 wurde Huntley sogar für den Pro Bowl nominiert – eine überraschende, aber verdiente Anerkennung für seine Leistungen im Schatten der Stars.
Doch die NFL ist ein Geschäft. Nach mehreren Jahren in Baltimore suchte Huntley eine neue Herausforderung. Er unterschrieb bei den Cleveland Browns – in der Hoffnung, näher an einen dauerhaften Starting-Job zu kommen. Doch das Abenteuer in Cleveland endete schneller als gedacht. Nach der Entlassung kehrte Huntley kurzzeitig ins Practice Squad der Ravens zurück, bevor sich in Miami die nächste Chance eröffnete.
Die Chance in Miami – und was sie bedeutet
Nach vier Jahren als Backup in Baltimore und einer kurzen Station bei den Browns landete Huntley bei den Miami Dolphins. Dort rückte er erneut in den Fokus, als Verletzungen die Quarterback-Situation auf den Kopf stellten. Plötzlich musste Huntley liefern – und nutzte die Gelegenheit. In fünf Einsätzen sammelte er über 800 Passing-Yards, warf Touchdowns und zeigte, warum Coaches auf ihn setzen. Seine Mobilität und sein Spielverständnis halfen den Dolphins, kritische Situationen zu überstehen.
Diese Leistungen machten ihn zum festen Bestandteil des Dolphins-Kaders. Huntley ist kein klassischer Star, aber ein Quarterback, der ein Spiel lesen und führen kann. Seine Erfahrung aus verschiedenen Offensivsystemen, sein Umgang mit Rückschlägen und die Fähigkeit, sich schnell auf neue Situationen einzustellen, machen ihn für Miami wertvoll. Er weiß, was es heißt, auf Abruf bereit zu sein – und liefert, wenn es darauf ankommt.
Kategorie | Wert |
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Geburtsdatum/-ort | 3. Februar 1998, Dania Beach, FL |
Größe/Gewicht | 1,85 m / 93 kg |
Spitzname | Snoop |
College | Utah (2016–2019) |
NFL-Teams | Ravens, Browns, Dolphins |
Pass-Yards (NFL, 2020–24) | 2.786 |
Touchdowns/INTs | 11 TD / 10 INT |
Rushing-Yards/-TDs | 644 / 5 |
Pro Bowl | 2022 |
Die Zahlen zeigen, was Huntley ausmacht: Er ist vielseitig, kann ein Spiel mit dem Arm und mit den Beinen gewinnen. Seine Karriere verlief nie gradlinig, doch genau das hat ihn geformt. Die Stationen in Baltimore, Cleveland und Miami haben ihm die nötige Erfahrung gegeben, um in jeder Situation Ruhe zu bewahren.
Ausblick: Ein Spätstarter mit Zukunft
Heute ist Huntley ein verlässlicher Backup, der in der NFL seinen Platz gefunden hat. Seine Vertragssituation für die kommende Saison ist offen, aber sein Wert für die Dolphins steht außer Frage. Huntley hat sich den Respekt im Locker Room und bei den Coaches erarbeitet. Er bleibt bereit – für den nächsten Einsatz, für die nächste Chance.
Seine Geschichte steht für alle, die in der NFL nicht als Favoriten ins Rennen gehen. Huntley hat gezeigt, dass es nicht auf den Draft-Status ankommt, sondern auf den Willen, immer wieder aufzustehen. Jeder Rückschlag, jede Entlassung, jedes neue Playbook – all das hat ihn stärker gemacht. Heute profitiert er von diesen Erfahrungen. Die Dolphins wissen, was sie an ihm haben: einen Quarterback, der sich auf jede Situation einstellen kann und nie aufgibt.
Ob Huntley irgendwann noch einmal als Starter aufläuft oder weiter als Backup glänzt – sein Weg ist ein Beispiel für Durchhaltevermögen und den Glauben an sich selbst. Die NFL braucht diese Geschichten. Tyler Huntley hat sich seinen Platz verdient – und ist bereit für alles, was noch kommt.