Kilian Zierer steht als Offensive Tackle bei den Atlanta Falcons vor dem vielleicht wichtigsten Jahr seiner Karriere. Nach Jahren voller Umwege, Verletzungen und Rückschläge kämpft der Münchner um einen Platz im aktiven NFL-Kader. Was ihn von vielen anderen unterscheidet: Seine Geschichte beginnt nicht auf dem klassischen Highschool-Footballfeld in Texas oder Florida, sondern auf einem Fußballplatz in Bayern – und ist geprägt von späten Neuanfängen, harter Arbeit und jeder Menge Geduld.
Heute ist Zierer Teil der Offensive Line der Falcons und damit einer der wenigen Deutschen, die es überhaupt bis in die NFL geschafft haben. Doch sein Weg in die stärkste Football-Liga der Welt verlief alles andere als geradlinig. Wer wissen will, warum Zierer für viele junge Footballer in Deutschland ein Vorbild ist, muss einen Blick zurückwerfen – auf einen Weg, der von München über Kalifornien bis nach Georgia führt.
Wie schafft es ein Quereinsteiger aus Deutschland, sich in einer der härtesten Ligen der Welt zu behaupten? Die Antwort liegt in Zierers ungewöhnlicher Karriere und seinem unerschütterlichen Willen, immer wieder neu anzugreifen.
Vom Münchner Fußballplatz zum US-College: Ein ungewöhnlicher Weg
Die ersten Schritte Richtung NFL? Die machten für Kilian Zierer zunächst gar nichts mit Football zu tun. In München kickte er als Jugendlicher erst noch auf dem Fußballplatz, ehe er mit 16 Jahren zum ersten Mal Football-Luft schnupperte – bei der U19 der Munich Cowboys. Dort begann er als Tight End, später auch als Wide Receiver. Für die meisten NFL-Profis wäre das viel zu spät gewesen. Doch Zierer hatte nicht nur das nötige Talent, sondern auch den Mut, sich auf unbekanntes Terrain zu wagen.
Nach den ersten Jahren bei den Cowboys zog es ihn in die USA. Am College of the Canyons in Kalifornien wechselte er endgültig auf die Position des Left Tackle. Dort zeigte er schnell, dass er mehr ist als nur ein europäischer Außenseiter: Zwei Mal wurde er ins All-Conference-Team gewählt – eine Auszeichnung, die normalerweise amerikanischen Nachwuchs-Talenten vorbehalten ist. Diese Leistung kam nicht von ungefähr, sondern war das Ergebnis harter Trainingsjahre und einer rasanten Entwicklung.
Der nächste Schritt war der Wechsel an die Auburn University – eine der renommiertesten Adressen im College Football. Hier warteten nicht nur neue sportliche Herausforderungen, sondern auch ein ganz anderes athletisches Niveau. Plötzlich musste sich Zierer Woche für Woche gegen künftige NFL-Stars behaupten. Doch der Grundstein war gelegt: Aus dem Münchner Quereinsteiger war ein ernstzunehmender Offensive Lineman geworden.
Doch der Weg in die NFL ist für kaum jemanden einfach. Für Zierer wurde er zur Achterbahnfahrt – mit Verletzungen, Comebacks und dem ständigen Kampf um einen Platz im Team.
Rückschläge, Verletzungen und der Kampf um jede Chance
Der nächste große Einschnitt ließ nicht lange auf sich warten. Noch während seiner College-Zeit in Auburn zog sich Zierer einen Kreuzbandriss zu, eine Verletzung, die für viele Karrieren das Ende bedeutet. Doch statt aufzugeben, arbeitete er monatelang an seinem Comeback. Nach langer Reha kehrte er zurück und stand schon bald wieder als Starter auf dem Feld – ein erster Beweis dafür, wie sehr er sich durchbeißen kann.
Sein Durchbruch bei Auburn folgte im nächsten Jahr: Zierer startete in allen zwölf Spielen als Left Tackle, hielt Quarterbacks den Rücken frei und zeigte, dass er auch auf höchstem College-Niveau bestehen kann. Doch trotz dieser starken Saison blieb ihm der große Wurf im NFL Draft verwehrt. Kein Team griff zu. Für viele Spieler wäre das der Moment gewesen, die Profikarriere abzuhaken. Nicht für Zierer.
Als Undrafted Free Agent unterschrieb er bei den Houston Texans und kämpfte sich durch die ersten Trainingseinheiten. Doch dann der nächste Rückschlag: Eine Knöchelverletzung warf ihn zurück, die Saison endete auf der Injured Reserve Liste. Statt NFL-Debüt hieß es wieder Geduld und harte Arbeit. Doch Zierer ließ sich nicht entmutigen. Nach seiner Genesung blieb er im Practice Squad der Texans, trainierte weiter, lernte von den Profis – bis zum nächsten Einschnitt: Die Texans trennten sich von ihm.
Für viele wäre das das Ende des Traums gewesen. Doch Zierer kennt keine einfachen Wege. Er blieb dran, suchte nach einer neuen Chance – und fand sie schließlich bei den Atlanta Falcons.
Jahr | Team/Station | Rolle/Status |
---|---|---|
2018–19 | College of the Canyons | Left Tackle, All-Conference |
2020–22 | Auburn University | Starter, SEC |
2023 | Houston Texans | Injured Reserve |
2024 | Texans Practice Squad | Entlassen |
2025 | Atlanta Falcons | Chance im aktiven Kader |
Die Tabelle zeigt: Kaum ein Jahr ohne Wendepunkt. Kaum ein Jahr ohne neuen Anlauf. Doch genau diese Erfahrungen machen Zierer heute aus – und bringen ihn in die Position, sich bei den Falcons zu beweisen.
Neustart bei den Falcons: Der Kampf um den NFL-Durchbruch
Mit dem Wechsel zu den Atlanta Falcons beginnt für Zierer ein neues Kapitel. Nach den Verletzungen und Rückschlägen der vergangenen Jahre ist er fit und bereit, den nächsten Schritt zu gehen. Im Kader der Falcons zählt er zu den wenigen europäischen Spielern, die um einen Platz auf der Offensive Tackle-Position kämpfen. Das Ziel ist klar: Endlich den Sprung in den aktiven 53-Mann-Kader schaffen – und damit vielleicht auch den ersten Einsatz in einem regulären NFL-Spiel.
Die Voraussetzungen könnten besser kaum sein. Im Vergleich zu vielen Rookies bringt Zierer nicht nur internationale Erfahrung, sondern auch die Härte aus den College-Jahren in Auburn mit. Die Falcons setzen auf seine Größe, seine Kraft und seine Vielseitigkeit. Mit 2,01 Metern und rund 142 Kilo ist er körperlich bestens gerüstet für die NFL. Doch im Pro Football zählt mehr als nur der Körper: Es geht um Technik, Geduld und die Fähigkeit, aus Rückschlägen zu lernen.
Für die Falcons ist Zierer ein Projekt mit Potenzial. Für die deutschen Football-Fans ist er ein Hoffnungsträger – einer, der zeigt, dass auch ungewöhnliche Wege zum Ziel führen können. Noch hat er keinen Snap in einem NFL-Spiel absolviert, aber der nächste Schritt ist greifbar nah.
Wer Zierer in den vergangenen Jahren verfolgt hat, weiß: Aufgeben ist für ihn keine Option. Nach dem Rückschlag in Houston kam der Umweg über das Practice Squad, jetzt die neue Chance in Atlanta. Jeder Tag im Team ist für ihn ein weiterer Beweis, dass sich Beharrlichkeit auszahlt.
Größe, Kraft und Vorbildrolle: Die Persönlichkeit hinter dem Spieler
Kilian Zierer ist mit 2,01 Metern einer der größten Spieler im Team der Falcons. Seine 142 Kilo verteilt er auf eine beeindruckende Athletik – ein Ergebnis harter Arbeit und jahrelangen Trainings. Doch Zahlen allein erzählen nicht die ganze Geschichte. Viel wichtiger ist, was Zierer auf dem Platz verkörpert: Den Mut, nie aufzugeben, und die Bereitschaft, immer wieder bei Null anzufangen.
Seine Football-Ausbildung an der Auburn University war der Türöffner in die NFL, doch seinen Charakter hat er schon viel früher geformt – auf den Sportplätzen Münchens, zwischen Fußballtoren und Football-Helmen. Als einer der wenigen deutschen Spieler in der NFL trägt er heute auch eine Vorbildfunktion für junge Talente in Europa. Wer sieht, wie Zierer sich durch Rückschläge kämpft, bekommt eine Antwort auf die Frage, ob sich harte Arbeit lohnt.
Größe | Gewicht | College | Position | Geburtsort |
---|---|---|---|---|
2,01 m | 142 kg | Auburn University | Offensive Tackle | München, Deutschland |
Auch wenn seine Statistiken in der NFL bislang noch leer sind, bringt Zierer wertvolle College-Erfahrung aus der SEC mit – einer Liga, in der die NFL-Stars von morgen heranwachsen. Und genau das macht ihn für Atlanta interessant: Er kennt den harten Wettbewerb, hat sich immer wieder durchgesetzt und ist bereit, für jede Chance zu kämpfen.
Der lange Weg ist noch nicht zu Ende – und das nächste Ziel in Sicht
Wer auf Zierers Karriere blickt, erkennt einen klaren roten Faden: Immer wieder neue Anläufe, immer wieder zurück auf den Platz. Vom Münchner Fußballer zum College-Talent in Kalifornien, vom Starter bei Auburn bis ins NFL-Team der Falcons – jeder Rückschlag war zugleich der Start für einen neuen Versuch.
Jetzt steht Zierer vor dem nächsten großen Schritt. Gelingt ihm der Sprung in den aktiven Kader, wäre das nicht nur für ihn persönlich ein Durchbruch, sondern auch ein Signal für den Football in Deutschland: Der Weg in die NFL ist möglich – auch wenn er steinig ist. Für Zierer ist 2025 das Jahr, in dem sich entscheidet, ob aus dem Hoffnungsträger ein NFL-Profi mit Einsatzzeit wird.
Doch unabhängig vom Ausgang hat er schon jetzt bewiesen, dass Durchhaltewillen und Mut sich auszahlen. Sein langer Weg ist noch nicht zu Ende. Die nächste Chance wartet bereits – und Kilian Zierer ist bereit, sie zu nutzen.