Jude McAtamney kämpft aktuell um den Platz als Kicker bei den New York Giants. Der Nordire ist einer der wenigen Europäer im Kader eines NFL-Teams, ein Außenseiter, der sich über Umwege und mit viel Eigeninitiative seinen Platz im Pro Football erarbeitet hat. In seiner zweiten NFL-Saison tritt er an, um sich endgültig durchzusetzen – und schreibt damit eine Geschichte, die so in der Liga Seltenheitswert hat.
Wer heute einen Blick auf das Giants-Roster wirft, sieht einen jungen Mann aus Derry, Nordirland, der sich nicht auf eine klassische Football-Vergangenheit stützen kann. McAtamney ist kein Produkt der typischen US-Football-Akademien, kein Wunderkind aus Texas oder Florida, sondern ein Spätstarter, der sich seinen Traum trotz aller Hürden selbst erfüllt hat.
Diese Leistung kommt nicht von ungefähr. Der Grundstein wurde schon früh gelegt – allerdings auf ganz anderen Spielfeldern. McAtamneys Weg in die NFL begann weit entfernt von amerikanischen Footballplätzen, auf den grünen Wiesen Nordirlands mit einem ganz anderen Ball.
Vom Gaelic Footballer zum NFL-Kicker: Der Sprung ins Unbekannte
Im kleinen Swatragh in Nordirland, wo McAtamney aufwuchs, dreht sich vieles um Sport. Schon als Kind war er ständig in Bewegung, spielte Gaelic Football an der St. Patrick’s College in Maghera, trainierte mit Freunden, die meisten davon mit dem Ziel, im irischen Nationalsport groß rauszukommen. Der Gedanke an American Football lag damals fern.
Doch dann kam die Pandemie. Während Lockdowns und geschlossener Sportstätten entstand bei McAtamney der Wunsch, etwas Neues zu probieren. Ein Auslöser war Landsmann David Shanahan, der als Punter ein US-College-Stipendium ergatterte. Plötzlich wurde klar: Auch für Iren gibt es einen Weg ins College Football – wenn man bereit ist, alles dafür zu geben.
Mit viel Eigeninitiative begann McAtamney, sich die Technik des Kickens anzueignen. Statt strukturierter Trainingsprogramme war Improvisation gefragt. Er filmte seine Kicks, analysierte sie und schickte Videos an Trainer weltweit. Die Reise führte ihn bis nach Australien zu ProKick Australia, einer Talentschmiede für Kicker mit internationalen Ambitionen. Dort feilte er an seiner Technik und legte die Grundlagen für den Sprung in die USA.
Gaelic Football | American Football |
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Runder Ball, viele Laufwege | Ei-förmiger Ball, spezialisierte Rollen |
Schussgenauigkeit gefragt | Präzise Kicks, starker Fuß entscheidend |
Kein Schutz, viel Körperkontakt | Helme, Pads, klare Kicker-Zone |
Teamgeist steht im Vordergrund | Einzelleistung des Kickers kann Spiele entscheiden |
Der Wechsel zwischen den Sportarten verlangt mehr als nur einen starken Fuß. Timing, Nervenstärke und die Fähigkeit, unter maximalem Druck zu liefern, sind im American Football unverzichtbar. McAtamneys Zeit in Australien und die ersten Kicks in den USA waren der Lackmustest: Würde er den Sprung ins College Football schaffen?
College-Jahre: Geduld, Kampfgeist und Entwicklung
Sein erster Halt in den USA war die Chowan University. Dort sammelte McAtamney Spielpraxis, verwandelte in seiner Debütsaison sechs von zehn Field Goals und alle Extrapunkte. Für einen Quereinsteiger aus Europa war das ein Achtungserfolg – doch der Traum reichte weiter: Er wollte sich auf höherem Niveau beweisen.
Der Wechsel zu Rutgers war der nächste Schritt. In seiner ersten Saison als Scarlet Knight übernahm er sofort Verantwortung. Zwölf Partien, zwölf erfolgreiche Field Goals bei 18 Versuchen, dazu 23 von 24 Extrapunkten – McAtamney war Topscorer seines Teams. Sein längstes Field Goal: satte 49 Yards. Rutgers setzte auf den neuen Kicker aus Irland, und der zahlte das Vertrauen mit Punkten zurück.
Doch nicht jede Saison verläuft nach Plan. Im zweiten Jahr bei Rutgers verlor McAtamney die Starterrolle an einen jüngeren Konkurrenten. Statt aufzugeben, nahm er die neue Aufgabe als Kickoff-Spezialist an. 40 Touchbacks auf 60 Kickoffs sprechen für einen kräftigen Fuß und die Bereitschaft, sich auch in ungewohnter Rolle einzubringen. Diese Vielseitigkeit und der Wille, immer weiterzumachen, machten McAtamney für NFL-Teams interessant.
Nach zwei Jahren College Football auf höchstem Level und mit einer klaren Entwicklung im Gepäck, wartete die nächste Herausforderung: der Sprung in die NFL. Für einen Spieler aus Europa, ohne großes Netzwerk und ohne College-Ruhm, ist das eine Mammutaufgabe. Doch McAtamney hatte sich längst daran gewöhnt, gegen die Widerstände zu arbeiten.
Der Weg in die NFL: Ausdauer, Mut und das erste Profispiel
McAtamney wurde nicht gedraftet. Trotzdem gab er nicht auf, sondern nutzte das International Player Pathway Program als Sprungbrett. Die New York Giants sicherten sich den Nordiren als Undrafted Free Agent – ein Vertrauensbeweis, aber auch eine Einladung zum Wettkampf. Im Camp musste er sich gegen erfahrene US-Kicker behaupten.
Sein erster großer Auftritt kam in der Preseason. Gegen die Detroit Lions durfte McAtamney erstmals im Giants-Trikot ran. Jeder Kick, jeder Snap wurde von Coaches und Medien genau beäugt – und der Rookie aus Derry zeigte Nervenstärke.
Der eigentliche Meilenstein folgte wenig später: McAtamney feierte sein Debüt in der NFL-Regular-Season im Spiel gegen die Washington Commanders. Ein Field Goal aus 31 Yards, ein Extrapunkt – beide Versuche saßen. Für einen, der erst wenige Jahre zuvor in Irland noch Gaelic Football spielte, war dieser Moment der Beweis für alles, was er sich erarbeitet hatte.
Damit schrieb McAtamney Geschichte: Er war der erste irische Kicker in der NFL seit Neil O’Donoghue, der Mitte der 1980er Jahre für die St. Louis Cardinals auflief. In seiner Heimat wurde das Debüt zum Medienthema, Freunde und Familie verfolgten das Spiel live. Die Unterstützung aus Swatragh und ganz Irland war McAtamney sicher – und der Druck, als Vorbild für den europäischen Nachwuchs voranzugehen, wuchs mit jedem Kick.
- Wichtige NFL-Stats:
- 1 Spiel in der Regular Season
- 1/1 Field Goals (längstes: 31 Yards)
- 1/1 Extrapunkte
- 40 Touchbacks als Kickoff-Spezialist im College
Diese Zahlen sind erst der Anfang. Doch schon jetzt zeigt sich: McAtamney hat das Zeug, auf höchstem Niveau zu bestehen.
Zwischen Hoffnung und Konkurrenz: Die Zukunft bei den Giants
Nach seinem NFL-Debüt unterschrieb McAtamney einen Reserve/Future-Vertrag bei den Giants. Damit sicherte sich das Team die Rechte am Kicker für die kommende Saison. Die Konkurrenz im Kader ist groß, und die NFL kennt keine Garantien – doch McAtamney hat sich in den Fokus gespielt.
Verletzungsfrei und mit klarer Zielsetzung arbeitet er am nächsten Schritt. Im Training zeigt er, dass er nicht nur über einen starken Fuß, sondern auch über die mentale Stärke für die NFL verfügt. Die Unterstützung seiner Familie und die Rückendeckung aus Swatragh sind für ihn zusätzliche Motivation, sich endgültig durchzusetzen.
Seine Geschichte hat längst Kreise gezogen. Junge Sportler in Irland sehen in ihm ein Vorbild, Medien berichten über den „Nordiren bei den Giants“. McAtamney bleibt trotz allem bescheiden. Er weiß, wie schnell sich im Pro Football alles ändern kann – und wie hart man für jeden einzelnen Kick arbeiten muss.
Seine Chancen, einen festen Platz bei den Giants zu erobern, stehen gut. Die NFL sucht immer wieder nach Spezialisten mit internationalem Hintergrund. McAtamney bringt nicht nur Kraft und Präzision mit, sondern auch die Erfahrung, sich immer wieder neuen Herausforderungen zu stellen. Was als Experiment während der Pandemie begann, ist heute eine echte NFL-Karriere – und ein Zeichen dafür, dass der Traum vom Football auch außerhalb der USA möglich ist.
Infobox: Zahlen & Fakten zu Jude McAtamney
Geburtsort | Derry, Nordirland |
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Geburtsjahr | 2000 |
Größe | 1,88 m |
Gewicht | 93 kg |
NFL-Stats | 1 Spiel, 1/1 Field Goals, 1/1 Extrapunkte |
College | Chowan University, Rutgers University |
Erster irischer NFL-Kicker seit | 1985 |
Vertrag | Reserve/Future-Vertrag bei den New York Giants |
Diese Daten zeigen, wie ungewöhnlich McAtamneys Weg wirklich ist – und wie viel Potenzial noch in seiner Karriere steckt.
Fazit: Vom Außenseiter zum NFL-Vorbild
Jude McAtamney ist kein gewöhnlicher NFL-Spieler. Sein Weg führt von den Feldern Nordirlands über Australien in die USA und schließlich zu den Giants. Er hat sich gegen alle Widrigkeiten durchgesetzt, aus Rückschlägen gelernt und nie den Glauben an sich verloren. Heute steht er am Beginn einer Karriere, die nicht nur für ihn selbst, sondern für viele junge Sportler in Europa ein Zeichen setzt: Mit Mut, harter Arbeit und einem klaren Ziel ist selbst der Sprung in die NFL möglich.
Tournament Stage | Team | GP | M | Att | Lng | XPM | XPAtt | Pts | 1-19 | 20-29 | 30-39 | 40-49 | 50- |
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NFL 2024-2025 Preseason |
NYG
|
2 | 2 | 2 | 43 | 1 | 1 | 7 | 0 | 1 | 0 | 1 | 0 |
NFL 2024-2025 Regular Season |
NYG
|
1 | 1 | 1 | 31 | 1 | 1 | 4 | 0 | 0 | 1 | 0 | 0 |
Totals | 3 | 3 | 3 | 43 | 2 | 2 | 11 | 0 | 1 | 1 | 1 | 0 |
Datum | VS | FG | Lng | XPM | XPA | Pts |
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9 Aug. 2024 | DET | 0/0 | 0 | 1 | 1 | 1 |
25 Aug. 2024 | NYJ | 2/2 | 43 | 0 | 0 | 6 |
3 Nov. 2024 | WAS | 1/1 | 31 | 1 | 1 | 4 |
Datum | VS | FG | Lng | XPM | XPA | Pts |