Kairee Robinson steht aktuell ohne Team da. Er ist gesund, trainiert auf eigene Faust und wartet auf den nächsten Anruf aus der NFL. Noch vor Kurzem galt er als Hoffnungsträger – ein Running Back, der in seiner College-Zeit bei San José State mit Rekorden und Touchdowns für Schlagzeilen sorgte. Heute ist von der Glitzerwelt des College-Footballs wenig übrig. Robinson befindet sich in einer Phase, die viele junge Spieler kennen: Zwischen Traum und Realität, Geduld und Zweifel, Hoffnung und Ungewissheit.
Wie passt das zusammen – ein Spieler, der im College kaum zu stoppen war, aber im Profigeschäft um jede Chance kämpfen muss? Wer Kairee Robinsons Geschichte verfolgt, erkennt schnell: Der Weg in die NFL ist für viele ein steiniger, selbst für echte Stars. Robinson steht exemplarisch für eine Generation von Talenten, die am Sprung zur Elite scheitern – oder vielleicht doch noch ihren Durchbruch schaffen.
College-Glanz: Robinsons Weg zum Rekordmann
Die Basis für Robinsons heutige Ambitionen wurde früh gelegt. Geboren in Antioch, Kalifornien, fand er an der De La Salle High School in Concord schnell den Weg zum Football. Spätestens nach seinem Wechsel zu den San José State Spartans war klar: Dieser Running Back hat das Zeug, Spiele im Alleingang zu entscheiden.
Vier Jahre lang war Robinson das Herzstück der Spartans-Offense. Besonders in seiner letzten Saison drehte er richtig auf: 1.194 Rushing-Yards, 18 Touchdowns, dazu sieben Yards pro Lauf – Werte, die in der Mountain West Conference für Aufsehen sorgten. Kein anderer Running Back der Schule hatte je so viele Touchdowns in einer Saison erzielt. Über die gesamte College-Karriere sammelte Robinson 2.713 Yards am Boden, 31 Touchdowns, dazu 709 Receiving-Yards und fünf Scores durch die Luft. In elf Spielen in Folge trug er den Ball in die Endzone. Die Auszeichnung zum First-Team All-Mountain West war die logische Folge.
College-Saison | Rushing Yards | Rushing TDs | Yards pro Lauf | Receiving Yards | Receiving TDs |
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2023 | 1.194 | 18 | 7,0 | --- | --- |
Gesamt | 2.713 | 31 | --- | 709 | 5 |
Robinsons Zahlen sprechen für sich. Doch Statistiken erzählen nur die halbe Geschichte. Wer ihn beobachtete, sah einen Läufer mit tiefem Körperschwerpunkt, explosiven Cuts und der Fähigkeit, Tackles zu brechen. Sein Spiel war geprägt von Geduld hinter der Line of Scrimmage und dem Instinkt, im richtigen Moment das Gaspedal durchzudrücken. Gerade in engen Spielen übernahm Robinson Verantwortung. Mit jedem Touchdown wuchs auch die Erwartung, dass sein Weg in die NFL führen würde.
Doch genau an dieser Stelle beginnt die andere Seite seiner Geschichte. Denn trotz aller Zahlen, Auszeichnungen und Rekorde – der Sprung in die Liga der Besten ist alles andere als selbstverständlich. Die NFL ist ein Haifischbecken, in dem selbst herausragende College-Spieler schnell an ihre Grenzen geraten.
Reality-Check NFL: Von der College-Bühne ins Profigeschäft
Robinsons Einstieg ins Profigeschäft verlief anders als erhofft. Beim NFL Draft blieb sein Name unerwähnt. Weder Scouts noch General Manager sahen in ihm den Running Back, der den Unterschied machen könnte. Die Gründe dafür sind vielschichtig: Mit einer Größe von 1,70 Meter und einem Gewicht von 88 Kilogramm entspricht Robinson nicht dem klassischen Profil eines NFL-Workhorses. Viele Teams bevorzugen größere, schwerere Backs – die Konkurrenz ist brutal, das Raster eng.
Trotzdem erhielt Robinson seine Chance. Als Undrafted Free Agent unterschrieb er bei den Seattle Seahawks – zumindest für den Moment. Die Preseason wurde zur Bewährungsprobe. In drei Spielen bekam er insgesamt sechs Läufe, erlief dabei elf Yards. Keine Big Plays, kein Touchdown, wenig Möglichkeiten, sich zu zeigen. Am Ende reichte es nicht für einen Platz im Kader. Die Seahawks setzten auf erfahrene Running Backs, Robinson musste gehen.
NFL Preseason | Spiele | Rushing Attempts | Rushing Yards | Touchdowns |
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2024 | 3 | 6 | 11 | 0 |
Die Zahlen wirken ernüchternd. Doch sie spiegeln die Realität vieler College-Stars wider. Der Sprung in die NFL ist für Running Backs besonders hart. Die Positionsgruppe ist tief besetzt, Verletzungen und Verschleiß gehören zum Alltag. Oft setzen Teams lieber auf bewährte Kräfte oder investieren Draft-Kapital in Spieler mit mehr „Prototyp“-Maßen. Für Robinson wurde der Traum von der NFL zur Geduldsprobe.
Doch was macht so eine Erfahrung mit einem Spieler, der jahrelang nur Erfolge kannte? Wie geht man damit um, plötzlich nicht mehr gefragt zu sein? Genau hier zeigt sich der wahre Charakter eines Sportlers.
Rückschläge, Zweifel, neue Ziele: Robinsons Umgang mit der NFL-Herausforderung
Die Entlassung nach der Preseason war ein tiefer Einschnitt. Für viele Spieler ist das der Moment, an dem sie ihre Karriere überdenken. Doch Robinson blieb dran. Er trainierte weiter, hielt sich fit, wartete auf eine neue Chance. Engagements in alternativen Ligen wie der XFL oder CFL kamen bislang nicht zustande – möglicherweise, weil er noch immer auf einen erneuten NFL-Call wartet.
Gerade in dieser Phase zeigt sich, wie sehr Robinson an seinen Traum glaubt. Für viele Running Backs ist das Karriereende nach dem ersten Rückschlag schnell besiegelt. Doch Robinson ist keiner, der schnell aufgibt. Schon in seiner College-Zeit musste er sich immer wieder behaupten – gegen größere, schnellere und vermeintlich talentiertere Spieler. Auch jetzt setzt er alles daran, vorbereitet zu sein, sollte sich doch noch eine Tür öffnen.
Diese Haltung macht ihn zu einem Vorbild für viele junge Spieler, die den Sprung in die NFL versuchen. Nicht jeder kann ein Erstrundenpick sein. Der Weg ist oft steinig, voller Rückschläge und Selbstzweifel. Robinson steht für all jene, die sich nicht mit dem ersten „Nein“ zufriedengeben. Sein Motto: „Solange ich fit bin und an mich glaube, ist alles möglich.“
Der Blick nach vorn ist für Robinson gleichzeitig Herausforderung und Antrieb. Er weiß, dass die NFL ein schnelllebiges Geschäft ist. Doch er weiß auch, dass sich Geduld und harte Arbeit oft auszahlen – manchmal erst auf den zweiten oder dritten Anlauf.
Was kommt jetzt? Zwischen NFL-Traum und neuen Perspektiven
Aktuell bleibt Robinson ein Free Agent, der auf das nächste Kapitel wartet. Er ist gesund, motiviert und offen für alles, was kommt. Die Türen zur NFL stehen nicht weit offen, aber sie sind auch nicht endgültig verschlossen. Immer wieder schaffen es Spieler, über Practice Squads oder durch Verletzungen anderer Running Backs zurück ins Rampenlicht zu rücken.
Eine andere Möglichkeit: der Wechsel in eine alternative Liga. Die XFL oder CFL könnten für Robinson eine Plattform sein, um sich erneut zu beweisen und die Aufmerksamkeit der NFL-Teams zurückzugewinnen. Auch ein Karriereweg abseits des Spielfelds – etwa als Trainer oder Mentor – ist denkbar, sollte es mit dem Comeback nicht klappen. Sein Abschluss an der San José State University gibt ihm dafür das nötige Rüstzeug.
Robinsons Geschichte ist noch nicht zu Ende erzählt. Er steht stellvertretend für eine Vielzahl von College-Stars, die im Profigeschäft um Anerkennung und Chancen kämpfen müssen. Sein Weg zeigt, dass Talent und Rekorde allein nicht immer ausreichen – manchmal entscheiden Timing, System und das berühmte Quäntchen Glück. Doch solange Robinson weiter an sich arbeitet und auf seine Chance hofft, bleibt sein Traum von der NFL lebendig.
So bleibt am Ende ein Bild: Ein Spieler, der nie aufgibt, auch wenn der Weg steinig ist. Kairee Robinson ist mehr als seine Statistiken – er ist das Gesicht all jener, die für ihren Traum kämpfen, egal wie viele Hürden sich ihnen in den Weg stellen.
Tournament Stage | Team | GP | Yds | Att | Yds/Att | TD | LRush |
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NFL 2024-2025 Preseason |
SEA
|
2 | 11 | 6 | 1.8 | 0 | 5 |
Totals | 2 | 11 | 6 | 1.8 | 0 | 5 |