Lew Nichols III

Lew Nichols III steht aktuell zwischen zwei Welten. Der Running Back, der im College zu den besten des Landes zählte, ist nach mehreren Stationen in der NFL erneut ohne Team. Seine jüngste Entlassung bei den Philadelphia Eagles macht ihn zum Free Agent – ohne Verletzung, aber auch ohne Vertrag. Nichols' Geschichte ist mehr als die eines gescheiterten Talents. Sie erzählt von Versprechen, Rückschlägen und der Suche nach dem Durchbruch auf der größten Football-Bühne der Welt.

Wie kann ein Spieler, der im College die Statistiken dominierte, in der NFL so kämpfen? Genau diese Frage macht Lew Nichols III zu einem der spannendsten NFL-Rätsel seiner Generation.

Der steile Aufstieg: Von Detroit zum besten College-Runner

Die ersten Kapitel von Nichols’ Football-Laufbahn lesen sich wie ein Musterbeispiel für eine kommende NFL-Karriere. Aufgewachsen in Detroit, besuchte er die Cass Technical High School – eine Talentschmiede, die immer wieder Spieler für die höchsten Football-Ligen hervorbringt. Schon dort zeigte sich sein außergewöhnliches Talent: Als Senior erzielte er 1.078 Yards und 23 Touchdowns bei nur 84 Läufen. Die Auszeichnungen als All-State-Spieler folgten, und spätestens jetzt war klar: Nichols ist einer, den man auf dem Radar behalten muss.

Diese Leistung kam nicht von ungefähr. Nichols verband Explosivität mit Übersicht, spielte mit einer Reife, die weit über sein Alter hinausging. Schon in Detroit wurde er nicht nur als Läufer, sondern auch als Teamleader geschätzt. Die Verbindung zu seiner Heimatstadt blieb eng, auch als er den nächsten Schritt wagte: Die Wahl fiel auf die Central Michigan University, ein Ort, an dem er sich endgültig einen Namen machen sollte.

In vier Jahren am College entwickelte sich Nichols vom Hoffnungsträger zum Star. In 32 Spielen sammelte er mehr als 3.000 Rushing Yards und 29 Touchdowns. Sein Durchbruch kam in seiner dritten Saison: Mit 1.710 Rushing Yards führte er die gesamte NCAA Division I FBS an und wurde als MAC Offensive Player of the Year ausgezeichnet. Nichols war plötzlich einer, den Scouts und Medien als künftigen NFL-Back auf dem Zettel hatten. Seine Kombination aus Kraft, Vision und Vielseitigkeit – auch als Passfänger – ließ ihn in Mock Drafts immer wieder auftauchen.

Der Grundstein für eine große Karriere schien gelegt. Doch der Weg in die NFL ist berüchtigt dafür, selbst die strahlendsten College-Stars auf die Probe zu stellen.

Die harte NFL-Realität: Ein Leben am Rand des Kaders

Der Sprung vom College zur NFL ist für viele Running Backs eine Klippe. Nichols wurde in der siebten Runde von den Green Bay Packers ausgewählt. Schon die späte Draft-Position deutete an, dass der Weg ins Rampenlicht steinig werden würde. Die Packers gaben ihm einen Rookie-Vertrag, doch eine frühe Verletzung warf ihn zurück. Noch vor seinem ersten Einsatz wurde er entlassen – ein Dämpfer, der viele Karrieren bereits beendet hätte.

Nichols entschied sich, nicht aufzugeben. Die Philadelphia Eagles holten ihn wenig später in ihren Practice Squad. Es folgten Monate voller Ungewissheit: Immer wieder wurde er verpflichtet, dann wieder entlassen, oft im Wechsel mit anderen Running Backs. Einsatzchancen in regulären Saisonspielen blieben aus. Dennoch blieb Nichols im erweiterten Kreis, unterschrieb Reserve/Future-Verträge, trainierte mit dem Team, wartete auf seine Chance – und wurde erneut entlassen, als der Kader verkleinert wurde. Die gleiche Schleife wiederholte sich mehrfach. Für viele Außenstehende wirkt so ein Karriereabschnitt wie ein ständiges Auf und Ab, eine emotionale Achterbahnfahrt.

Die nackten Zahlen zeigen das Dilemma:

In dieser Übersicht steckt eine ganze Karriere voller Wartezeiten, Hoffnungen und Enttäuschungen. Nichols brachte alles mit, was man im College sehen will – die NFL aber ist ein anderes Spiel.

Wendepunkte und Herausforderungen

Warum fiel der Durchbruch so schwer? Nichols hatte im College nicht nur Zahlen geliefert, sondern auch Führungsqualitäten bewiesen. Doch die NFL stellt andere Anforderungen. Die Konkurrenz auf Running Back ist brutal. Viele Teams setzen auf erfahrene Profis oder Spezialisten für bestimmte Spielzüge. Wer wie Nichols im Draft spät gezogen wird, muss sich oft mit wenigen Snaps im Training beweisen.

Die erste Verletzung bei den Packers nahm ihm die Chance, sich in der Preseason zu zeigen. Als er fit war, war der Kader längst gefüllt. In Philadelphia kämpfte er mit etablierten Backs um die letzten Plätze im Team. Jeder Cut, jedes Re-Signing bedeutete einen neuen Anlauf – aber auch das Gefühl, immer nur eine Option zu sein, nie die erste Wahl. Nichols blieb dran, nahm jede Einladung an, arbeitete weiter an seiner Physis und an den Details seines Spiels.

Was ihn auszeichnet: Nichols ließ sich nie entmutigen. Stattdessen nutzte er jede Gelegenheit, um sich zu empfehlen. Im Training zeigte er, warum er im College so erfolgreich war: Mit 1,78 Meter und 100 Kilogramm bringt er die nötige Statur mit, um auch in der NFL zu bestehen. Doch die Systeme sind komplexer, die Konkurrenz härter, die Geduld der Coaches oft begrenzt. Wer keinen Platz auf dem 53er-Kader bekommt, muss hoffen, dass sich eine neue Tür öffnet.

Diese Erfahrung hat Nichols geprägt. Der Wechsel zwischen Practice Squad und Free-Agent-Status verlangt Flexibilität – und vor allem einen langen Atem. Für viele Spieler endet die Karriere nach solchen Rückschlägen. Nichols aber bleibt im Rennen, solange sich eine neue Chance bietet.

Gegenwart und Zukunft: Was kommt nach dem Traum?

Aktuell steht Nichols ohne Team da. Er gilt als gesund, hat keine größeren Verletzungen aus seiner Profizeit davongetragen. Die Tür zur NFL ist damit nicht endgültig zu – Running Backs werden immer wieder kurzfristig verpflichtet, wenn sich Starter verletzen oder Teams auf spezielle Spielertypen setzen. Nichols könnte auch den Weg in alternative Ligen suchen, um sich für ein NFL-Comeback zu empfehlen. Oder er entscheidet sich, die Football-Karriere zu beenden und einen anderen Weg einzuschlagen – mit einem College-Abschluss in der Tasche und der Erfahrung aus zwei NFL-Organisationen.

Was bleibt von seiner bisherigen Geschichte? Nichols hat im College Rekorde gebrochen, sich gegen Zweifel behauptet und nie aufgegeben. Sein Name steht für die Hoffnung vieler junger Spieler, die vom Durchbruch in der NFL träumen. Nichols zeigt: Der Weg ist selten gerade – manchmal braucht es mehr als Talent, um im Profigeschäft anzukommen.

Fakten-Box: Lew Nichols III auf einen Blick

• Geburtsdatum: 16. August 2001
• Größe/Gewicht: 1,78 m / 100 kg
• High School: Cass Technical, Detroit
• College: Central Michigan University
• College-Statistiken: 3.061 Rushing Yards, 575 Receiving Yards, 29 Touchdowns (32 Spiele)
• Wichtigste Auszeichnung: NCAA-Rushing-Leader und MAC Offensive Player of the Year
• NFL-Stationen: Green Bay Packers, Philadelphia Eagles
• Reguläre NFL-Spiele: keine Einsätze

Fazit: Die Suche nach dem nächsten Kapitel

Lew Nichols III steht für eine Geschichte, die im College wie ein Märchen begann und im Profigeschäft zur Geduldsprobe wurde. Vom gefeierten Rushing-Leader zum Kämpfer am Rand der NFL – sein Weg zeigt, wie groß die Kluft zwischen College-Erfolg und Profi-Durchbruch sein kann. Nichols hat sich nie mit Rückschlägen abgefunden. Ob es noch ein Happy End gibt, bleibt offen. Doch eines ist klar: Sein Name bleibt verbunden mit dem Traum, es trotz aller Hürden in die NFL zu schaffen.