Tanner Muse

Wer heute auf das Feld der Jacksonville Jaguars blickt, wird Tanner Muse nicht sofort im Rampenlicht finden. Er trägt keine Kapitänsbinde, seine Statistikzeilen springen nicht ins Auge, und doch ist seine Rolle für das Team klar: Muse ist der Spezialist, auf den Coaches setzen, wenn Zuverlässigkeit in den Special Teams gefragt ist. Nach Jahren voller Wechsel, Verletzungen und Positionsänderungen hat er sich einen festen Platz als NFL-Profi erarbeitet – und das auf eine Weise, die seinen Charakter besser beschreibt als jede Auszeichnung.

Der Weg dorthin war alles andere als geradlinig. Muse war einmal einer der besten Safeties des Landes, gefeiert an der Clemson University, dekoriert mit Titeln und Trophäen. Heute steht er für Einsatz, Vielseitigkeit und den Willen, sich immer wieder neu zu beweisen. Wie schafft es jemand, nach Rückschlägen und Enttäuschungen nicht nur in der Liga zu bleiben, sondern sogar gebraucht zu werden? Die Antwort darauf liefert Tanner Muse mit jeder Saison aufs Neue.

Doch bevor Muse als Spezialist für die Jaguars auflief, begann seine Geschichte mit großen Hoffnungen und einem schweren Rückschlag…

Vom College-Champion zum NFL-Neuling: Der Start mit Hindernissen

Schon in der High School in Belmont, North Carolina, galt Tanner Muse als Ausnahmetalent. Er war nicht nur auf dem Footballfeld, sondern auch als Baseballspieler gefragt. Mit einem Schlagdurchschnitt von .474 als Junior und der Auszeichnung als First-Team All-State-Verteidiger zeigte Muse früh, dass er mehr kann als nur Tackles setzen. Doch es war der Football, der ihn an die Clemson University brachte – und dort folgten die ersten großen Erfolge.

In Clemson startete Muse in 39 von 59 Spielen. Er sammelte 192 Tackles, fing sieben Interceptions und feierte gleich zwei nationale Meisterschaften. 2019 stand er als Semifinalist für den Thorpe Award im Rampenlicht, wurde ins First-Team All-ACC gewählt und galt als einer der besten Safeties seiner Klasse. Mit diesem Lebenslauf meldete er sich zum NFL Draft und wurde von den Las Vegas Raiders in der dritten Runde ausgewählt – ein Moment, den viele College-Spieler als Ziel ihrer Karriere sehen.

Doch der Traumstart in der NFL blieb aus. Noch bevor Muse überhaupt ein Spiel bestreiten konnte, stoppte ihn eine Fußverletzung. Die komplette Rookie-Saison fiel für ihn aus. Während andere Draft-Kollegen auf dem Feld standen, musste Muse zuschauen und sich zurückkämpfen. Diese ersten Monate in der Liga wurden zur ersten echten Prüfung – und zur Einleitung eines Weges, der alles andere als gewöhnlich werden sollte.

Nach der Verletzung war klar: Der nächste Schritt würde über seine Zukunft entscheiden. Doch die NFL ist ein Geschäft mit wenig Geduld. Die Raiders trennten sich von Muse, noch bevor er die Chance bekam, sich in einem regulären Spiel zu beweisen. Für viele wäre das das Ende gewesen. Für Muse war es der Beginn einer neuen Phase.

Der Spezialist entsteht: Muse findet seinen Platz in der NFL

Die Entlassung bei den Raiders war ein Tiefpunkt. Doch Muse gab sich nicht geschlagen. Er suchte nach einer neuen Chance und fand sie bei den Seattle Seahawks. Dort wechselte er die Position, wurde vom Safety zum Linebacker umgeschult und konzentrierte sich auf die Special Teams – den Bereich, in dem Spieler mit Vielseitigkeit und Einsatzbereitschaft punkten.

Bei den Seahawks kam Muse erstmals in der NFL zum Einsatz. Er übernahm Aufgaben in den Kickoff- und Punt-Teams, zeigte seine Athletik und seine Bereitschaft, sich in den Dienst der Mannschaft zu stellen. Die Rolle als Stammspieler blieb ihm verwehrt, doch Muse bewies, dass er auch abseits des Rampenlichts einen Unterschied machen kann. Seine Zeit in Seattle brachte ihm die Anerkennung der Coaches und die Einsicht, dass sein Wert in der NFL nicht an Statistiken, sondern an Zuverlässigkeit gemessen wird.

Es folgten weitere Stationen: Ein kurzer Aufenthalt bei den Pittsburgh Steelers, wo er sich in der Preseason beweisen wollte, und ein Engagement bei den Los Angeles Chargers, wieder mit Fokus auf die Special Teams. Muse pendelte zwischen den Teams, manchmal nur für wenige Wochen, doch er blieb im Gespräch – weil er genau das lieferte, was viele Teams suchen: Energie, Einsatz und die Bereitschaft, jede Rolle anzunehmen.

Diese Phase seiner Karriere war geprägt von Unsicherheit. Muse wusste nie, wie lange er bleiben würde, doch er nutzte jede Gelegenheit. Seine Vielseitigkeit, seine Arbeit auf dem Feld und sein Auftreten in der Kabine machten ihn zu einem gefragten Mann, wenn es um Tiefe im Kader und Qualität in den Special Teams ging. Genau das öffnete ihm die Tür zu seiner nächsten Station.

Die Rolle bei den Jaguars: Spezialist mit Wert für das Team

Mit dem Wechsel zu den Jacksonville Jaguars hat Muse endlich ein Team gefunden, das seine Qualitäten zu schätzen weiß. Er ist kein Spieler, der Woche für Woche in den Schlagzeilen steht, doch seine Aufgaben sind klar definiert. Muse ist im Kader für die Special Teams fest eingeplant, bringt Erfahrung aus mehr als 30 NFL-Spielen mit und kann sowohl als Linebacker als auch als Safety einspringen, wenn Not am Mann ist.

Die Tabelle zeigt: Muse hat sich vom College-Star, der in Clemson als Safety glänzte, zum NFL-Spieler entwickelt, der vor allem in den Special Teams gefragt ist. Seine Athletik – 1,88 Meter groß, 103 Kilogramm schwer – und seine College-Erfahrung machen ihn zum idealen Backup für verschiedene Positionen. Doch sein Hauptjob bleibt die Rolle als Spezialist, der in den entscheidenden Momenten auf dem Feld steht.

Seine NFL-Bilanz umfasst mittlerweile mehr als 30 Spiele und über 20 Tackles – Zahlen, die für einen Special Teamer solide sind. Noch wichtiger ist jedoch, dass Muse kaum Fehler macht und immer dann zur Stelle ist, wenn es darauf ankommt. Das macht ihn zu einem wichtigen Baustein für die Jaguars, die auf Tiefe und Zuverlässigkeit setzen.

Die Vertragssituation von Muse ist zwar öffentlich nicht bekannt, aber sein sportlicher Wert bleibt bestehen: Wer in den Special Teams Woche für Woche Leistung bringt, hat in der NFL immer eine Chance. Muse hat diese Chance genutzt – und sich so einen Platz in einem der härtesten Wettbewerbe des Profisports erarbeitet.

Mehr als Football: Familie, Heimat und Blick nach vorn

Tanner Muse’ Karriere ist nicht nur die Geschichte eines Footballspielers, sondern auch die eines Familienmenschen. Sein Bruder Nick spielt als Tight End bei den Minnesota Vikings, die beiden halten engen Kontakt und unterstützen sich gegenseitig. Muse ist stolz auf seine Wurzeln in North Carolina und kehrt jedes Jahr an seine alte High School zurück, wo er ein Football-Camp für junge Talente organisiert. Für ihn ist das mehr als nur Tradition – es ist die Verbindung zur Heimat, die ihm Kraft gibt.

Im Gespräch mit lokalen Medien sagt Muse: „Ich weiß, wie schwer es ist, in die NFL zu kommen. Deshalb will ich den Kids zeigen, dass man nie aufgeben darf – egal, wie viele Rückschläge man einstecken muss.“ Diese Einstellung spiegelt sich in seiner Karriere wider. Muse hat jede Herausforderung angenommen, sich immer wieder neu erfunden und nie den Glauben an sich verloren.

Was die Zukunft bringt, bleibt offen. Muse hat gezeigt, dass er in der NFL bestehen kann – nicht als Star, sondern als Spezialist, der in jeder Situation bereit ist. Seine Vielseitigkeit, seine Erfahrung und sein Einsatz machen ihn für jedes Team wertvoll. Und wer Tanner Muse kennt, weiß: Er wird auch weiter alles dafür geben, seinen Platz in der Liga zu behalten. Für viele ist er das beste Beispiel dafür, dass es in der NFL nicht nur um große Namen geht – sondern um Spieler, die mit harter Arbeit und Leidenschaft ihren Weg machen.