Troy Reeder

Troy Reeder ist Linebacker der Los Angeles Rams. Nach einer langen Reha kämpft er aktuell um den Platz in der Startformation – wieder einmal. Kaum ein Spieler verkörpert den unermüdlichen Weg vom Underdog zum Leistungsträger so glaubhaft wie Reeder. Heute steht er für Vielseitigkeit, Einsatz und die Fähigkeit, Rückschläge in Chancen zu verwandeln. Doch der Weg dorthin war alles andere als selbstverständlich.

Wer Reeder nur als Rollenspieler im Rams-Kader sieht, verkennt die eigentliche Geschichte: Ein Spieler, der nie den leichten Weg wählte, der nach Verletzungen immer wieder zurückkam und sich bei jedem Karriereschritt neu beweisen musste. 2024 war für ihn ein Jahr voller Herausforderungen – und markierte den nächsten Schritt in einer Karriere, die von außen betrachtet oft nach „Jetzt oder nie“ aussah. Genau das macht seine Geschichte so besonders.

Die aktuelle Konkurrenz im Linebacker-Corps ist groß: Nate Landman, Omar Speights, Jaylen McCollough – sie alle kämpfen um Einsatzzeit. Doch Reeder bringt nicht nur Erfahrung, sondern auch die nötige Härte mit. Wie kam es dazu, dass ausgerechnet ein undrafteter Spieler zu einem der prägenden Gesichter einer NFL-Defense wurde?

Vom Außenseiter zum NFL-Profi – Der steinige Weg beginnt früh

Reeder stammt aus Wilmington, Delaware, einer Stadt, die selten NFL-Talente hervorbringt. Schon in der High School fiel er als „Delaware Defensive Player of the Year“ und zweifacher All-State Linebacker auf. Sein Vater Dan spielte Running Back bei den Pittsburgh Steelers, die Mutter war Basketballerin am College, der Bruder Colby Linebacker an der Iowa State University. Doch auch mit diesem sportlichen Hintergrund blieb der ganz große Durchbruch zunächst aus.

Nach der High School wechselte Reeder an die Penn State University, wo er sich als Freshman direkt einen Platz im Big Ten All-Freshman Team sicherte. 67 Tackles, 5,5 Tackles for Loss, eine Interception in zwölf Spielen – starke Zahlen für einen Neuling. Trotzdem entschied er sich für einen Wechsel an die University of Delaware. Dort entwickelte er sich zum Herzstück der Defense, sammelte mehr als 280 Tackles und wurde zweimal ins First-Team All-CAA gewählt. Doch der Sprung in die NFL blieb ihm zunächst verwehrt. Kein Team griff im Draft zu. Wieder musste Reeder beweisen, dass er auch ohne Vorschusslorbeeren bestehen kann.

Der Weg in die NFL war ein echter Härtetest. Während andere mit Vorschusslorbeeren in die Liga kamen, musste Reeder als Undrafted Free Agent jede Trainingseinheit, jedes Special Teams Play als Bewerbungsschreiben sehen. Dass er überhaupt einen Platz im Rams-Kader bekam, war das Ergebnis harter Arbeit und der Bereitschaft, sich immer wieder anzupassen – auch wenn die Konkurrenz groß war.

Durchbruch bei den Rams: Von der Rotation zum Super Bowl

Der Einstieg bei den Los Angeles Rams war alles andere als glamourös. Reeder startete als Backup, bekam aber schnell die Chance, sich im Linebacker-Corps zu beweisen. Mit 310 Tackles, fünf Sacks und zwei Interceptions in den ersten Jahren zeigte er, dass er auch auf höchstem Niveau bestehen kann. Der große Moment kam, als Reeder Teil des Super Bowl LVI Siegerteams wurde. Für einen Spieler, der nie als Star galt, war das der endgültige Beweis: Hier hat jemand seinen Platz gefunden.

Doch im Profigeschäft gibt es keine Garantien. Nach der Super Bowl-Saison folgte der Wechsel zu den Los Angeles Chargers. Dort setzte er seine Karriere fort, musste sich aber erneut hinten anstellen. Die nächste Station, die Minnesota Vikings, brachte die nächste Herausforderung: Entlassung vor Saisonbeginn. Viele hätten an diesem Punkt aufgegeben. Nicht so Reeder. Er kehrte zu den Rams zurück – und brachte die Erfahrung und den Kampfgeist mit, die er auf seinem Weg gesammelt hatte.

Diese Zeit prägte ihn. Die ständige Konkurrenz, die Gefahr, den Kaderplatz zu verlieren, die Rückschläge durch Verletzungen – all das machte aus Reeder einen Spieler, der nie aufgibt. Gerade diese Eigenschaft ist es, die ihn heute im Kader der Rams so wertvoll macht. Er kennt die Schattenseiten der NFL und weiß, wie schnell sich Situationen drehen können.

Neues Kapitel: Der Kampf um die Startformation

Nach einer Hamstring-Verletzung, die ihn eine Zeit lang ausbremste, meldet sich Reeder wieder fit zurück. Im Linebacker-Room der Rams ist die Konkurrenz groß. Doch Reeder bringt eine Mischung aus Erfahrung, Spielintelligenz und Führungsqualität mit, die ihn immer wieder ins Gespräch für einen Startplatz bringt. Seine Körpermaße – 1,91 Meter, 107 Kilogramm – machen ihn zum klassischen Inside Linebacker, der sowohl im Laufspiel als auch in der Passverteidigung Akzente setzen kann.

Mit einem Einjahresvertrag geht Reeder in die neue Saison – eine Situation, die er bestens kennt. Für viele Spieler ist das ein Zeichen von Unsicherheit. Für Reeder ist es Ansporn. Er weiß, dass jeder Snap zählt und dass er sich in jedem Training, in jedem Spiel beweisen muss. Gerade deshalb geben die Rams ihm immer wieder die Chance, sich zu zeigen. Die Mischung aus Erfahrung und Hunger nach mehr macht ihn zum idealen Kandidaten für eine Führungsrolle – auch wenn der Konkurrenzkampf härter ist als je zuvor.

Die Zahlen zeigen, dass Reeder kein Lautsprecher ist, sondern ein stiller Leistungsträger. Seine Tackles, Sacks und Interceptions sprechen für sich – und passen ins Bild eines Spielers, der sich alles hart erarbeitet hat. Auch die vielen Einjahresverträge zeigen: Hier bleibt nichts selbstverständlich. Jeder neue Vertrag ist eine neue Chance.

Sportliche Wurzeln und Heimatverbundenheit

Wer Troy Reeder verstehen will, muss einen Blick auf seine Familie werfen. Der Vater Running Back in der NFL, die Mutter Basketballerin, der Bruder ebenfalls Footballer – bei den Reeders ist der Sport Familientradition. Doch es sind nicht nur die Gene, die ihn prägen. Die Heimat Wilmington, Delaware, bleibt für ihn ein zentraler Bezugspunkt. Auch nach Jahren in Kalifornien kommt Reeder immer wieder zurück, hält Kontakt zu alten Freunden und trainiert in der Offseason dort, wo alles begann.

Diese Verwurzelung gibt ihm Halt. Während viele NFL-Spieler den Kontakt zur Heimat verlieren, sucht Reeder gezielt die Nähe zu seiner Familie. Sie ist sein Rückhalt, gerade in schwierigen Zeiten. Das zeigt sich auch in der Art, wie er auf dem Feld auftritt: ruhig, fokussiert, aber immer bereit, für seine Teamkollegen alles zu geben. Disziplin, Einsatz und die Bereitschaft, auch abseits des Rampenlichts zu arbeiten – das sind Werte, die ihn auszeichnen.

Fazit: Troy Reeder ist der Beweis, dass sich der lange Weg lohnt

Die Geschichte von Troy Reeder ist mehr als die eines Linebackers, der sich in der NFL behauptet hat. Sie ist das Beispiel dafür, dass Beharrlichkeit und Einsatz am Ende belohnt werden. Reeder hat nie den einfachen Weg genommen. Vom Undrafted Free Agent zum Super Bowl Sieger, von der Entlassung bis zum Stammplatz – immer wieder hat er sich zurückgekämpft.

Heute kämpft er erneut um seinen Platz im Team. Niemand weiß, wie die nächste Saison laufen wird. Doch eines ist sicher: Reeder wird wieder alles geben. Für die Rams, für seine Familie, für die Stadt Wilmington. Und vielleicht ist genau das sein größter Verdienst: Dass er anderen zeigt, wie weit man es bringen kann, wenn man nie aufgibt.