Claudin Cherelus

Claudin Cherelus trägt das Trikot der Carolina Panthers, aber sein Weg in die NFL war alles andere als vorgezeichnet. In seiner dritten Profisaison steht er vor einer ungewissen Zukunft: Nach einer schweren Zehenverletzung ist offen, wie viel er in der kommenden Spielzeit beitragen kann. Doch genau diese Unsicherheit begleitet Cherelus schon seit Jahren – und hat ihn zu einem der entschlossensten Kämpfer seines Teams gemacht.

Mit einem Grundgehalt von gut einer Million Dollar und einem Vertrag bis zum Ende der Saison hat Cherelus finanziell eine gewisse Sicherheit, sportlich aber steht er vor der nächsten Bewährungsprobe. Die Panthers schätzen seinen Einsatz als Linebacker, doch seine Rolle für die Zukunft ist offen. Die Frage bleibt: Wie schafft es ein Spieler wie Cherelus, sich in der NFL zu behaupten, wenn der Weg dorthin voller Stolpersteine ist?

Der Ursprung dieser Geschichte liegt nicht in einem First-Round-Pick oder einer schillernden College-Karriere. Cherelus ist ein Beispiel dafür, dass Durchhaltevermögen und die Bereitschaft, Rückschläge als Ansporn zu nehmen, in der NFL manchmal wichtiger sind als Talent allein.

Von Florida nach Carolina: Eine Karriere gegen alle Widerstände

Bevor Cherelus überhaupt an den Punkt kam, sich im Kader der Panthers wiederzufinden, musste er mehrere Hürden nehmen. In seiner zweiten NFL-Saison sammelte er in 13 Spielen 28 Tackles, davon 13 solo, und brachte sich als Rotationsspieler und in den Special Teams ein. Zwei Mal stand er als Starter auf dem Feld – keine Selbstverständlichkeit für einen Spieler, der nicht gedraftet wurde.

Doch die Saison endete abrupt: Eine Zehenverletzung zwang ihn zu einer Operation, das Jahr war frühzeitig vorbei. Solche Rückschläge sind in der NFL Alltag, doch für Spieler ohne großen Namen können sie das Ende bedeuten. Cherelus weiß das – schließlich hat er sich schon mehrfach von ganz unten wieder nach oben gekämpft.

Der Grundstein für seine Zähigkeit wurde schon viel früher gelegt. An der Golden Gate High School in Florida war Cherelus Teamkapitän, spielte sowohl als Linebacker als auch als Safety und wurde zweimal ins All-Conference-Team gewählt. Schon damals war er nicht der auffälligste, aber der verlässlichste Spieler auf dem Feld. Seine Vielseitigkeit half ihm, sich gegen stärkere Konkurrenten zu behaupten.

Nach der High School führte ihn sein Weg an die University of Massachusetts. Dort musste er sich zunächst mit einem Redshirt-Jahr begnügen, bevor er sich in den Folgejahren langsam in die Rotation arbeitete. 2019 gelangen ihm 39 Tackles und ein Sack in elf Spielen – solide Zahlen, aber nicht genug, um zum Star zu werden.

Neuanfang am College: Aus Rückschlägen lernen

Der große Schritt kam mit dem Wechsel zu Alcorn State. Cherelus setzte alles auf eine Karte und suchte nach einer Bühne, auf der er mehr Verantwortung übernehmen konnte. Die Entscheidung zahlte sich aus: Nach einer pandemiebedingten Pause 2020 wurde er in der folgenden Saison zum Stammspieler. 76 Tackles, elf Tackles-for-Loss und zwei Sacks in einem Jahr – Cherelus zeigte, was in ihm steckt.

Im letzten College-Jahr steigerte er sich noch einmal: 73 Tackles, fast 15 Tackles-for-Loss, sechs Sacks und eine Interception in nur neun Spielen. Die Auszeichnung zum Second-Team All-Conference war der verdiente Lohn für seinen Einsatz. Doch trotz dieser Leistungen blieb der große Durchbruch auf nationaler Bühne aus. Cherelus wurde nicht zum NFL Draft eingeladen – kein Combine, keine Scouts, kein Medieninteresse.

Für viele wäre an diesem Punkt Schluss gewesen. Doch Cherelus entschied sich, seinen Traum weiterzuverfolgen. Er trainierte privat, hielt sich fit und hoffte auf eine Chance als Undrafted Free Agent. Die New York Jets gaben ihm diese Möglichkeit – aber nur für kurze Zeit.

Die Zahlen zeigen zwei Dinge: Im College war Cherelus Leistungsträger, in der NFL ist er bislang ein Rollenspieler, der sich jede Minute auf dem Feld hart erarbeiten muss. Genau das macht seine Geschichte so besonders.

Die NFL – und der ständige Kampf ums Überleben

Der Sprung zu den Profis war für Cherelus alles andere als einfach. Nach seiner ersten Station bei den Jets kam schnell die Entlassung – ein Rückschlag, der viele Talente aus der Bahn wirft. Doch die Panthers griffen sofort zu und verpflichteten ihn über den Waiver. Für Cherelus war das die zweite große Chance. Er bekam Spielzeit, vor allem in den Special Teams, und konnte sich als zuverlässiger Tackler beweisen.

Seine Rolle im Kader ist seitdem klar umrissen: Cherelus ist kein Star, aber ein Spieler, auf den Verlass ist. Er springt ein, wenn andere ausfallen, bringt Energie aufs Feld und arbeitet im Hintergrund. In seiner zweiten Saison kam er zu zwei Starts und zeigte, dass auf ihn Verlass ist, wenn er gebraucht wird.

Doch das Leben in der NFL bleibt für ihn ein ständiger Balanceakt. Die Konkurrenz ist groß, jeder Fehler kann das Ende bedeuten. Die Zehenverletzung, die ihn zuletzt zurückwarf, ist nur das jüngste Kapitel in einer Karriere voller Herausforderungen. Wieder einmal muss Cherelus beweisen, dass er zurückkommen und sich behaupten kann.

Familie, Herkunft und der Blick nach vorn

Was Cherelus antreibt, ist nicht nur der Traum von einer langen NFL-Karriere. Er stammt aus einer haitianischen Familie, aufgewachsen in Florida, und hat früh gelernt, dass harte Arbeit und Zusammenhalt alles sind. Seine Eltern unterstützten ihn von Anfang an, egal wie steinig der Weg war. Diese Wurzeln geben ihm Halt – und vielleicht auch den entscheidenden Antrieb, immer weiterzumachen.

Mit einer Körpergröße von 1,88 Metern und 104 Kilo bringt Cherelus die Physis für die NFL mit. Viel wichtiger aber ist seine Einstellung: Er nimmt jede Rolle an, gibt im Training alles und bleibt bescheiden. Sein Vertrag bei den Panthers läuft noch bis Saisonende, das Grundgehalt ist für einen Spieler seines Status solide. Doch Cherelus weiß: In der NFL zählt nur Leistung. Ob er sich noch als Stammspieler festspielen kann, hängt von seiner Gesundheit und seinem Einsatz ab.

Diese Daten zeigen: Cherelus ist kein typischer NFL-Star. Aber genau diese Spieler sind es, die jedes Jahr aufs Neue für Überraschungen sorgen können. Sein Weg war geprägt von kleinen Schritten, Rückschlägen und immer neuen Chancen. Heute steht er vor der vielleicht wichtigsten Saison seiner Karriere.

Was kommt als Nächstes? Cherelus am Scheideweg

Die kommende Saison wird für Cherelus zur Nagelprobe. Nach seiner Verletzung ist offen, ob er rechtzeitig fit wird – und ob er sich in der Rotation der Panthers behaupten kann. Sein Vertrag läuft aus, die Konkurrenz schläft nicht. Doch wenn seine Karriere eines gezeigt hat, dann dies: Cherelus gibt nicht auf. Jeder Rückschlag war für ihn bisher nur ein weiterer Ansporn.

Die NFL ist ein Geschäft der schnellen Entscheidungen. Für einen Spieler wie Cherelus zählt jeder Snap, jeder Tackle, jeder Tag im Training. Er hat sich durchgesetzt, obwohl niemand an ihn geglaubt hat. Jetzt muss er beweisen, dass er auch nach einer schweren Verletzung wieder angreifen kann.

Claudin Cherelus ist kein Name, der wöchentlich in den Schlagzeilen steht. Doch seine Geschichte steht für all jene Profis, die abseits des Rampenlichts um ihren Platz kämpfen. Wer in der NFL bestehen will, braucht mehr als Talent – er braucht Biss, Geduld und die Bereitschaft, immer wieder aufzustehen. Genau das macht Cherelus aus. Und genau deshalb ist seine nächste Chance vielleicht schon die größte seiner Karriere.