Corey Ballentine

Corey Ballentine spielt Cornerback bei den Indianapolis Colts. Doch hinter diesem nüchternen Satz steckt eine der ungewöhnlichsten Karrieregeschichten der NFL. Ballentine ist kein typischer Draft-Pick, kein Produkt eines großen College-Programms, kein Spieler, dem die Scouts schon in der High School eine glänzende Zukunft prophezeit hätten. Heute steht er im Kader der Colts – als erfahrener Verteidiger und als Spezialist in den Special Teams. Wie hat Ballentine diesen Sprung geschafft? Die Antwort liegt in einem langen Weg voller Umwege, Rückschläge und neuer Chancen.

Wer heute auf Ballentine blickt, sieht einen Profi, der sich einen festen Platz in der NFL erarbeitet hat. Die Colts setzen auf seine Vielseitigkeit: Er kann als Cornerback aushelfen, ist aber vor allem im Special Team eine Waffe. Genau diese Flexibilität macht ihn für Trainer wertvoll. Doch das war nicht immer so – Ballentine musste sich seine Rolle in der Liga hart verdienen. Sein Weg ist eine Geschichte von Beharrlichkeit und Anpassungswillen, die selten so eindrucksvoll zu sehen ist.

Diese Entwicklung kam nicht von ungefähr. Der Grundstein für Ballentines Karriere wurde schon früh gelegt – und zwar weit weg von den großen Football-Stadien Amerikas.

Von Jamaika nach Kansas: Die ersten Schritte

Corey Ballentine wurde in Montego Bay, Jamaika geboren. Schon als Kind erlebt er, was es heißt, sich immer wieder auf Neues einzulassen. Seine Familie zieht nach Topeka, Kansas – eine Stadt, die mit Football zwar viel am Hut hat, aber nicht als Talentschmiede für NFL-Stars gilt. An der Shawnee Heights High School beginnt Ballentine mit Football. Schnell wird klar: Er bringt Tempo, Athletik und den unbedingten Willen mit. Doch für die großen College-Programme ist er kein Thema. Stattdessen entscheidet er sich für Washburn University – ein kleines Division-II-College, weit entfernt vom Rampenlicht der NCAA-Elite.

Bei Washburn spielt Ballentine vier Jahre lang. Er sammelt 186 Tackles, fünf Sacks und fünf Interceptions – starke Zahlen für einen Defensive Back an einem kleinen College. Sein größter Erfolg: der Gewinn des Cliff Harris Award für den besten Verteidiger der unteren College-Divisionen. Doch trotz dieser Auszeichnung bleibt Ballentine ein Außenseiter. Scouts sind skeptisch: Kann ein Spieler von Washburn wirklich mit NFL-Receivern mithalten?

Genau das ist der Punkt, an dem viele Karrieren enden. Doch Ballentine will mehr. Er arbeitet an seiner Technik, verbessert seine Athletik, überzeugt beim Pro Day. Und tatsächlich: Am Draft-Tag bekommt er seine Chance.

Ein Spätstarter kämpft sich in die NFL

Im Draft wird Ballentine in der sechsten Runde von den New York Giants ausgewählt. Für viele wäre das schon das Ziel gewesen – für Ballentine ist es erst der Anfang. In seinem ersten Jahr kommt er auf 13 Einsätze, bringt es auf 26 Tackles und zwei abgewehrte Pässe. Doch die NFL ist ein Geschäft. Schon im zweiten Jahr muss er sich neu beweisen, bekommt weniger Spielzeit, wechselt das Team. Die Giants lassen ihn ziehen, die New York Jets nehmen ihn auf. Wieder heißt es: Lernen, anpassen, kämpfen.

Nach einer kurzen Zeit bei den Jets folgt der nächste Wechsel – diesmal zu den Detroit Lions. Dort übernimmt Ballentine vor allem Aufgaben als Kickoff-Returner. Für viele Spieler ist das eine Randrolle. Für Ballentine ist es die nächste Chance, sich zu zeigen. In jedem Special Teams Play steckt für ihn die Möglichkeit, sich zu empfehlen. Das bleibt auch anderen Teams nicht verborgen.

Die Tabelle zeigt: Ballentine hat in mehreren Teams gespielt, immer wieder neue Rollen übernommen – und sich nie entmutigen lassen. Doch erst bei den Green Bay Packers gelingt ihm der Durchbruch.

Green Bay: Die Rolle als Spezialist

Bei den Packers bekommt Ballentine die Chance, sich als vielseitiger Verteidiger zu beweisen. In seiner zweiten Saison dort steht er in 14 Spielen auf dem Feld, startet sechsmal und sammelt 43 Tackles, sieben abgewehrte Pässe und seine erste NFL-Interception. In den Special Teams ist er ohnehin gesetzt – ein Spieler, der immer da ist, wenn er gebraucht wird. Ballentine wird zum Musterbeispiel für einen NFL-Profi, der sich über Einsatz und Vielseitigkeit definiert.

Genau diese Eigenschaften machen ihn für Trainer so interessant. Ballentine kann kurzfristig einspringen, kennt verschiedene Systeme, ist bereit, jede Aufgabe zu übernehmen. Das verschafft ihm Respekt im Locker Room – und bringt ihm schließlich einen Vertrag bei den Indianapolis Colts.

Der Wechsel nach Indianapolis ist kein Rückschritt, sondern die nächste Stufe. Die Colts suchen nach erfahrenen Spielern, die sofort helfen können – auf dem Feld und in den Special Teams. Ballentine passt genau in dieses Profil.

Neue Chancen in Indianapolis

Bei den Colts soll Ballentine eine tragende Rolle übernehmen – als Cornerback in der Tiefe des Kaders, vor allem aber als erfahrener Kopf in den Special Teams. Die Coaches wissen: Wer so viele Stationen hinter sich hat, bringt nicht nur Erfahrung, sondern auch die richtige Einstellung mit. Ballentine ist gesund, voll im Training und bereit für seine Aufgaben. Für die jungen Spieler im Team ist er ein Vorbild, das zeigt, wie man mit harter Arbeit und Geduld seinen Platz in der NFL findet.

Wie geht es für Ballentine weiter? Die Chancen stehen gut, dass er auch in Indianapolis zeigen kann, was er ausmacht: Zuverlässigkeit, Vielseitigkeit, Einsatzbereitschaft. Seine Geschichte ist längst nicht zu Ende geschrieben. Im Gegenteil – sie ist ein Beispiel dafür, wie man sich trotz aller Widerstände immer wieder neu beweisen kann.

Der Mensch hinter dem Helm

Corey Ballentine ist nicht der Typ, der viele Schlagzeilen macht. Er ist kein Star, kein Lautsprecher. Aber er ist ein Spieler, der nie aufgegeben hat. Seine Karriere steht für das, was im Profisport oft übersehen wird: den langen Atem, die Bereitschaft, immer wieder von vorne anzufangen, und die Fähigkeit, aus jeder Rolle das Beste zu machen. Für die Colts – und für viele junge Spieler – ist Ballentine damit mehr als nur ein weiterer Name auf dem Roster. Er ist das Beispiel dafür, dass es in der NFL Platz für Spätstarter gibt.