Ryan Rehkow

Ryan Rehkow ist der Punter der Cincinnati Bengals – und das Gesicht eines der seltensten NFL-Märchen: ein Spieler, der ohne Draft-Pick, ohne großen Namen und nach einer frühen Entlassung plötzlich im Rampenlicht steht. In seinem zweiten Jahr bei den Bengals ist er nicht nur gesetzt, sondern längst mehr als nur ein Spezialist. Wer nach dem klassischen Weg zum NFL-Star sucht, wird bei Rehkow nicht fündig. Doch genau das macht seine Story so besonders.

Mit seinem kräftigen Bein, dem Rekord für den längsten Punt in der Bengals-Geschichte und einer Vertragsverlängerung bis 2026 ist Rehkow heute ein fester Baustein im Special Teams-Konzept von Cincinnati. Dabei war sein Weg alles andere als vorgezeichnet. Wie schafft es jemand, den alle NFL-Teams beim Draft übersehen, plötzlich zum Leistungsträger zu werden?

Diese Entwicklung kam nicht über Nacht – und sie begann mit einem Knall. Doch der Weg dahin war alles andere als einfach.

Ein Debüt, das alles veränderte: Rehkow und sein Durchbruch bei den Bengals

Der Startschuss für Rehkows NFL-Karriere fiel mit einem Paukenschlag. In seinem ersten Spiel für die Bengals landete er einen 80-Yard-Punt – ein neuer Franchise-Rekord, der nicht nur in Cincinnati für Aufsehen sorgte. Von da an war klar: Hier kommt nicht einfach ein Ersatzmann, sondern ein Spieler, der das Spiel aus der Tiefe heraus beeinflussen kann.

In seiner Rookie-Saison zeigte Rehkow, was in ihm steckt. Mit 53 Punts für insgesamt 2.603 Yards erreichte er einen Schnitt von 49,1 Yards pro Punt. Noch beeindruckender: 25 seiner Punts platzierte er innerhalb der gegnerischen 20-Yard-Linie – ein Wert, der dem Team wertvolle Feldpositionen sicherte. Seine Leistungen wurden auf Anhieb belohnt: Die PFWA wählte ihn ins All-Rookie Team, und sein Name tauchte immer häufiger in den Gesprächen über die besten jungen Special Teamer der Liga auf.

Doch diese Zahlen erzählen nur einen Teil der Geschichte. Denn Rehkow war nicht einfach nur gut – er setzte auch neue Maßstäbe. In einem Spiel brach er sogar den NFL-Rekord für den höchsten Brutto-Punt-Durchschnitt (64,5 Yards, bei mindestens vier Versuchen). Die Bengals hatten endlich wieder einen Punter, der das Spiel mit seinem Fuß verändern kann.

Diese Leistung kam nicht von ungefähr. Denn der Grundstein für Rehkows Erfolg wurde schon deutlich früher gelegt.

Jahre im Schatten: Wie aus Rehkow ein NFL-Profi wurde

Ryan Rehkow wuchs in Veradale, Washington auf – einer Kleinstadt, in der Football nicht zwingend der direkte Weg in die NFL ist. Doch der Sport lag in der Familie: Sein älterer Bruder Austin schaffte es als Kicker in die NFL, und auch Ryan war schon als Teenager auf dem Footballfeld zuhause. In der High School überzeugte er als Letterman nicht nur im Football, sondern auch im Basketball. Schon damals zeigte sich, dass er mehr als nur durchschnittliches Talent hatte.

Nach dem Abschluss an der Central Valley High School entschied sich Rehkow für ein Studium an der Brigham Young University (BYU). Dort wurde er schnell zum Leistungsträger. In vier Jahren für die Cougars steigerte er seine Leistungen Jahr für Jahr. Besonders sein 83-Yard-Punt gegen Arizona State – ein Schulrekord – blieb in Erinnerung. In seiner letzten College-Saison wurde er ins First-Team All-Big 12 gewählt und als einer der besten Punter des Landes gehandelt.

Doch trotz aller Erfolge blieb der große Sprung zunächst aus. Beim NFL Draft wurde Rehkow übergangen – kein Team entschied sich, einen Punter zu ziehen. Stattdessen erhielt er nach dem Draft einen Vertrag bei den Kansas City Chiefs. Die NFL-Welt nahm kaum Notiz davon. Noch bevor die Saison losging, musste Rehkow das Team schon wieder verlassen. Ein Rückschlag, der viele an seiner Stelle entmutigt hätte.

Doch Rehkow ließ sich nicht aus der Bahn werfen. Er nutzte die Zeit, um an seiner Technik zu feilen und bereit zu sein, wenn sich die nächste Chance bietet. Nach wenigen Wochen meldeten sich die Cincinnati Bengals und gaben ihm die Gelegenheit, sich in einem offenen Konkurrenzkampf zu beweisen. Erst die Enttäuschung, dann die Chance – und Rehkow nutzte sie.

Die Chance bei den Bengals: Rehkow setzt alles auf eine Karte

Mit seinem Wechsel zu den Bengals begann für Rehkow ein neues Kapitel. In Cincinnati war die Ausgangslage klar: Wer überzeugen will, bekommt den Job. Rehkow setzte sich durch. Von Beginn an überzeugte er mit weiten, präzisen Punts und der Fähigkeit, Drucksituationen nicht nur zu überstehen, sondern für sich zu nutzen.

Sein NFL-Debüt war mehr als nur ein Achtungserfolg. Mit dem 80-Yard-Punt schrieb er Bengals-Geschichte – und legte damit den Grundstein für seine Rolle im Team. Im weiteren Verlauf der Saison zeigte Rehkow, dass er kein One-Hit-Wonder ist. Ob bei Wind, Regen oder in engen Spielen: Auf ihn war Verlass. Mit seinem Brutto-Durchschnitt von 49,1 Yards pro Punt zählte er zu den Besten der Liga. Der NFL-Rekord für den höchsten Brutto-Punt-Durchschnitt in einem Spiel (64,5 Yards) unterstrich, wie groß sein Einfluss auf die Special Teams der Bengals inzwischen ist.

Die Bengals erkannten schnell, was sie an Rehkow haben. Nach seiner überragenden ersten Saison verlängerte das Team seinen Vertrag um zwei weitere Jahre. Für einen Undrafted Free Agent, der erst kurz zuvor noch um seinen Job kämpfen musste, ist das mehr als eine Belohnung – es ist der Beweis, dass Leistung sich auszahlen kann.

Heute ist Rehkow aus dem Team nicht mehr wegzudenken. Die Coaches verlassen sich auf seine Präzision, seine Mitspieler schätzen seine Ruhe – und die Fans wissen, wie wichtig ein guter Punter für den Erfolg einer Defense ist.

Vom Außenseiter zum Schlüsselspieler – Rehkows Rolle und Ausblick

Inzwischen ist Rehkow unangefochtener Starting Punter bei den Bengals – und ein Vorbild für viele junge Spieler, die ohne Draft-Pick oder große Vorschusslorbeeren in die NFL kommen. Seine Entwicklung zeigt, wie viel möglich ist, wenn man Chancen nutzt und Rückschläge nicht als Ende, sondern als Ansporn sieht.

Die Bengals profitieren von seiner Konstanz. In engen Spielen verschafft er dem Team mit weiten Punts und gutem Placement immer wieder Vorteile. Die Statistik spricht eine klare Sprache: Mehr als 25 Punts pro Saison landen tief in der gegnerischen Hälfte, der Schnitt von über 49 Yards pro Punt ist Top-Niveau. Mit seinem 80-Yard-Punt hat er sich in die Geschichtsbücher des Teams eingetragen – und auch der NFL-Rekord für den höchsten Brutto-Punt-Durchschnitt in einem Spiel dürfte noch eine Weile Bestand haben.

Mit seinem neuen Vertrag bis 2026 hat Rehkow Planungssicherheit – und die Chance, sich weiter in der NFL zu behaupten. Die Bengals setzen auf seine Stärke, und es würde nicht überraschen, wenn er in den kommenden Jahren weitere Rekorde knackt.

Doch was macht den Menschen Ryan Rehkow aus, abseits der Zahlen und Statistiken?

Der Mensch hinter dem starken Bein: Rehkows Wurzeln und Antrieb

Ryan Rehkow bleibt trotz seines Erfolgs bodenständig. Der familiäre Rückhalt spielt dabei eine große Rolle. Sein Bruder Austin kennt das Geschäft, weiß, wie hart der Kampf um einen NFL-Kaderplatz sein kann. Diese Erfahrung hat Ryan geprägt – und ihm geholfen, nach Rückschlägen immer wieder aufzustehen.

Seine Zeit an der BYU hat ihn nicht nur sportlich, sondern auch menschlich wachsen lassen. Der Abschluss an einer renommierten Universität, der Umgang mit Druck und die Verantwortung als Teamleader – all das hat Rehkow vorbereitet auf das, was ihn heute in der NFL erwartet. Auch nach seinem Wechsel in den Profibereich hält er engen Kontakt zu seiner Heimat in Veradale. Dort, wo alles begann, findet er immer wieder Kraft für neue Aufgaben.

Seine Teamkollegen beschreiben ihn als ehrgeizig, ruhig und hilfsbereit. Auf dem Feld ist er fokussiert, abseits davon ein echter Teamplayer. Eigenschaften, die gerade auf der Punter-Position entscheidend sind: Die Fähigkeit, auch unter Druck einen kühlen Kopf zu bewahren, und immer bereit zu sein, wenn das Team ihn braucht.

Wer heute auf die Karriere von Ryan Rehkow blickt, sieht mehr als nur einen Spezialisten. Er ist ein Beispiel dafür, dass es in der NFL keine festen Wege zum Erfolg gibt. Mit Geduld, harter Arbeit und der Bereitschaft, jede Chance zu nutzen, kann selbst ein Undrafted Free Agent zum Rekordhalter und Schlüsselspieler werden.

Die Bengals haben in Rehkow mehr gefunden als einen Punter. Sie haben einen Leistungsträger gewonnen, der das Spiel mit seinem Fuß beeinflussen und mit seiner Persönlichkeit das Team bereichern kann. Sein Weg vom unbekannten Talent zum Rekordhalter ist noch nicht zu Ende – und die nächsten Kapitel sind längst in Arbeit.